»Bizarre Dialoge«

Der Satzungsarbeitskreis unserer SMV hat sich endlich kostituierend getroffen, und neben der Einrichtung des Status »Graue Eminenz« wurde auch einiges andere an Pöstchen diskutiert:

Lucia: »Ich bin der Kommunismus!«
Ich: »Dann bin ich der dialektische Materialismus.«
Lucia: »Nein, Du bist die Synekdoche.«

Damit hätten wir auch das zufriedenstellend geklärt.

»Documenta11«

Ich war also auf der Documenta11. (Ohne Zwischenraum; man beachte die von dem Typosophen Ecke Bonk gestaltete Wortmarke!) Zur Vorbereitung habe ich wenig getan, wenn man vom Durcharbeiten von zwei Dritteln des Kurzführers absieht, im Nachhinein dann habe ich doch einiges noch mal nachgelesen. Zum Beispiel über Ecke Bonk. Ecke Bonk ist Typosoph. Ecke Bonk hat die Beschriftung der Space-Shuttles designt.

Ecke Bonk hat die Wortmarke Documenta11 gestaltet (sic!).

Wiederhole ich mich?

Das schönste Erlebnis: bei der Installation von Yona Friedman war ein Teil auf den Boden gefallen. Friedman arbeitet mit Kunststoff, das Exponat schien mir hinreichend unkaputtbar, die Anordnung auf den Tischen (Plexiglasscheiben auf Steinen) schien mir hinreichend aleatorisch. Auf die Frage an die werte Wärterin dann, ob das nicht besser wieder zurück auf den Sockel solle, die Antwort: man wart auf den Restaurator.

Ich bin ja ein großer Freund von dekadenter Bohème. Aber hätte man nicht einfach das Ding wieder hinstellen können?

Ansonsten auch eine positive Bilanz: ich bin nun stolzer Besitzer zweier DDR-Miniatur-Kunstdruck-Bände, einmal zum 60sten Jahrestag der Oktoberrevolution, einmal zum 40sten Tag des Friedens, jeweils mit einem einführenden Artikel in staatstragendem Pathos und ansonsten Plakaten zum Thema, die seltsamerweise auch nicht mal handflächengroß wirken.

»Schlüsselkinder – ein Drama.«

Erster Akt. Exposition. Unser Kellerschlüssel paßt auch ins Haustürschloß. Bzw. umgekehrt. Nun hängt links über der Kellertür eben so ein Schlüssel, damit man vom Keller immer schnell in den Garten kann. (Nicht jedoch umgekehrt; er hängt ja innen.)

Vor wenigen Wochen war dieser Schlüssel plötzlich weg und wilde Spekulationen brachen aus: Meine Schwester? Oder doch eher meine Oma? Oder gar ich?

Zweiter Akt. Erregendes Moment. Konflikt.Nun war es so, daß ihn (ich nehme das vorweg) meine Schwester hatte. Sie leugnete das (Zitat: »Das ist jetzt überhaupt kein Thema, ich will nur mein Geld holen.«), obgleich meine Oma den Schlüssel in ihrem Zimmer gesehen haben wollte (Wie der da hinkomme. »Den hat Felix bestimmt reingelegt.«). Nun ging meine Schwester ins Landschulheim, meine Oma hatte keine Ruhe und fand den Schlüssel in meiner Schwester Bett, und schließlich wurde ich auch noch involviert und sollte ihn – mittlerweile hinter dem Bett – hervorholen.

Jetzt was tun: riskieren, daß keiner den Fund glaubt? (Zwischenfrage: bin ich kein glaubwürdiger Zeuge?) Nein. Also: kunstvolles Deponieren unter der Bettdecke.

Dritter Akt. Klimax. Peripetie. Wenig später finden meine Eltern den Schlüssel ebenfalls. Was tun? Man handelt salomonisch, hängt den Schlüssel einfach zurück an seinen Platz und harret der Dinge, die da kommen. Erfolg: meine Oma glaubt an Hexenwerk, ist aufgeregt (man erinnere sich: dritter Akt, Klimax) und wird schließlich aufgeklärt.

Vierter Akt. Retardierendes Moment. Spannend wird es erst wieder, sobald meine Schwester aus dem Landschulheim zurück ist und ihr vehementes Leugnen und den tatsächlichen Hergang erleutern kann.

Man wird sehen.