Anderswo geschrieben: Burkinis, Religionsfreiheit und Alltagstechnik

Bei katholisch.dekatholisch.de kommentiere ich Burkinis – und Religionsfreiheit für alle Religionen: Was uns von Saudi-Arabien unterscheidet. Auf Facebook war das sehr betreuungsintensiv.

Im TechniktagebuchTechniktagebuch geht’s um französische Selbstscankassen, Facebook-vermittelte Fürbitten, Ausstellungstechnik im Museum, zentralisierte Hotelunterhaltung und einen DDOS-Angriff, der die Geographie des Netzes sichtbar macht.

6 Gedanken zu „Anderswo geschrieben: Burkinis, Religionsfreiheit und Alltagstechnik“

  1. Diese Argumentation passt für den öffentlichen Raum, ist aber nicht uneingeschränkt auf Strandbäder und dergleichen übertragbar.

    Man kann ja auch nicht in Bikini oder Badehose aufs FKK-Gelände gehen und es damit begründen, man sei katholisch oder damit, dass doch jeder tragen kann, was er will, weil das so schön bunt ist. Dass sich westlich lebende Leute in der Öffentlichkeit in Badekleidung (oder in der Sauna und am FFK-Gelände auch mal ganz ohne) halbwegs wohl fühlen, liegt auch daran, dass die anderen ebenfalls wenig bis gar nichts anhaben (auch deshalb gibt es Baderegeln). Der Burkini kündigt diesen eingespielten Beinahe-Konsens auf. (Ich schreibe Beinahe-Konsens, weil es auch nicht-muslimische Frauen gibt, die sich im Badeanzug nicht wohl fühlen. Aber die dürfen im Schwimmbad keine Nylon-Leggings drunter ziehen. Sie müssen Badekleidung tragen und im derzeitigen Sortiment zwischen Westen und Islam wählen.)

    In meinem Leben tangiert mich das Thema kaum. Ich trage im Schwimmbad gern die übliche Kleidung und habe noch nie eine Frau im Burkini gesehen. Weder an der Isar, wo sowieso jede tragen kann was sie will, noch in einem Schwimmbad (nur einen frommen Juden, der langärmlig im Warmwasserbecken rumstand). Sowas fällt zwar auf, stört aber nicht ernsthaft, und eine einzelne Frau im Burkini fände ich eher mutig.

    Ich würde aber nicht in ein Bad gehen wollen, in dem 2/3 der Besucher männlich sind, die Hälfte der Frauen einen Burkini trägt und einige Prozent der Männer denken, dass die Frauen im Bikini keinen Respekt verdient haben, weil die Ehre sowieso schon kaputt ist.

    Sehr fromme Leute haben oft die Vorstellung, dass die weniger Frommen und die Nicht-Gläubigen keinerlei Schamgefühl (und auch kein moralisches Empfinden) haben, weil sie Gott nicht ausreichend gehorchen. In sehr frommen Milieus ist ja alles von Gott vorgegeben, daher der Fehlschluss: Wo kein Gott ist, da ist keine Scham und keine Moral. Das ist mir vor langer Zeit, als es noch gar keinen Burkini gab, bei Evangelikalen aufgefallen. Aber das ist ein Missverständnis – vielleicht sollte man öfter drüber sprechen.

  2. Zum Unterschied von öffentlichem Raum und Strandbäder: Wenn mit »Strandbäder« private Einrichtungen gemeint sind – dann stimme ich zu. Das liegt im Ermessen des Besitzers, der Besitzerin. Aber öffentlicher Raum sind nicht nur Straßen und Plätze – im Beispiel ging es um den kommunalen Strand; ähnlich wären Parks und Spielplätze. Da greift der strenge Anspruch an Freiheitsrechte, die der Staat sichern muß.
    Zum (Beinahe-)Konsens: Ist da wirklich ein Ganzkörperbadeanzug ein Problem? Das stört bei Wassersportler_innen doch auch nicht. Und am Strand etwas langes anzuhaben ist schon wegen der Sonne üblich. Und wenn es im Schwimmbad statt Leggings lange Badekleidung ist (die es ja durchaus gibt)?
    Zum sicheren Umfeld: Ja klar. Wer stört, andere belästigt, übergriffig wird, fliegt raus. Und nicht, wer viel oder wenig Haut zeigt. Oder wie’s in München heißt: Nummer 9.

  3. Ich habe gerade gesehen, dass Beyoncé einen Trend zum langärmligen (sexy) Badeanzug begründet hat … was die Beine angeht, kenne ich nur die Schwimmanzüge der Profis mit angeschnittenem Bein. Alles andere scheint UV-Schutzkleidung für den Strand zu sein und nicht fürs Schwimmbad. Dürfte im Hallenbad zu Diskussionen mit dem Personal führen, vielleicht auch im Freibad.

    Ich bleibe dabei, die spärliche Bekleidung im Schwimmbad ist kulturell akzeptiert, weil im und am Wasser alle ungefähr gleich wenig an haben. Wenn das irgendwo nicht mehr so sein sollte, werden sich manche Besucherinnen unwohl fühlen und neu orientieren.

    Vielleicht ergibt sich ja als praktischer Nebeneffekt ein Trend zu Badekleidung, die etwas besser vor der Sonne schützt. Und am Ende wird die Badekleidungs-Debatte von einem chinesischen Hersteller entschieden.

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