Das Netz als Heimat

Welcome to the Internet – I'll be your guide!
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Im aktuellen Sonderheft zum Thema Heimat der Zeitschrift »Publik Forum« ist ein kurzes Statement von mir zum Thema »Das Netz als Heimat«:

»Ubi wifi, ibi patria«, habe ich neulich getwittert. Wo es Netz gibt, da ist meine Heimat. Wie alles was mit Heimat zu tun hat, ist auch das natürlich romantischer Quatsch. Das Netz ist für mich keine Heimat im Sinn eines Ortes, kein Raum (schon gar kein virtueller). Es ist schlicht ein integraler und unersetzbarer Teil meiner Lebenswelt. »Kein Netz« ist ein Mangel, den es zu beheben gilt.

Heimat also nicht – aber daheim bin ich durch das Netz fast überall. Das Netz legt eine zusätzliche Datenebene der Wahrnehmung über die Welt, die Wissen und Ortskenntnisse überall verfügbar macht. Durch das Netz bin ich mit viel mehr Welt vertraut, als ich es ohne je sein könnte – Heimat als Vertrautheit mit einem Ort wird so noch mehr zu einem geographischen Zufall. Das Netz ist ein Medium, das Beziehungen von geographischer Nähe unabhängiger macht und Entfernungen überwindet, das bestehende Freundschaften zu pflegen unterstützt und die Möglichkeit neuer Bekanntschaften nicht durch räumliche Nähe reduziert: Twitter ist meine Nachbarschaft, mein Blog mein Vorgarten, und Facebook Familienfest und Klassentreffen.

Heimat ist weniger ein Ort als ein Beziehungsgeflecht. Also Netz.

Den Text zu schreiben war nicht ganz einfach, mußte ich doch die im (mir angetragenen) Thema implizite Prämisse des Netzes als Ort umbiegen. Symptomatisch dafür war auch die Frage, welches Foto von mir neben dem Artikel stehen sollte. Bilder von mir gibt’s ohnehin nicht so viele, noch weniger halbwegs druckfähige, und tatsächlich auch keine irgendwie abgedrehten, die laut »Internet!« sagen – ich habe nicht mal welche mit Laptop oder Telefon in der Hand gefunden. Die zuständige Redakteurin wollte etwas »webbiges«, und begeisterte sich sogar für diese alberne Montage. Der Kompromiß ist ganz in Ordnung: Im Heft ist jetzt einfach kein Bild. (Ansonsten ist für’s Publik Forum schreiben sehr nett: Unaufgefordert gibt es ein angemessenes Honorar, das pünktlich überwiesen wird und ebenso pünktlich kommen die Belegexemplare.)

Ein Gedanke zu „Das Netz als Heimat“

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