Heute hat die KjGay, das LesBiSchwule Netzwerk der Katholischen jungen Gemeinde (mein Heimat-Jugendverband) eine Stellungnahme zur Umfrage des Vatikans zur Planung der Familiensynode veröffentlicht: Familienpastoral für alle Familien. (Disclosure: Bei der Ideensammlung und durch Kommentare am Entwurfstext war ich auch beteiligt.)
Ich finde den Text sehr gelungen, weil hier sehr deutlich, unaufgeregt und ohne viel Diplomatie Katholik_innen sehr diverser sexueller Identitäten und Orientierungen etwas dazu sagen, wie sie in der Kirche leben und Kirche sind: »Wir möchten Teil einer Gesellschaft und einer Kirche sein, in der individuelle Lebensentwürfe gelebt werden können und Menschen nicht durch ihre gelebte Liebe in Konflikte mit der kirchlichen Morallehre gebracht werden.« Das Papier macht deutlich, daß es um Liebe und Verantwortung geht – und nicht um Politik. (Auch wenn es für die Anerkennung dieser Liebe und Verantwortung leider eine gut organisierte Lobby braucht.) Nur angedeutet wird, daß die Prinzipien der katholischen Soziallehre von Personalität, Solidarität und Subsidiarität durchaus eine Sexualmoral stützen können, deren Prinzipien safe, sane, consensual sind.
Unten noch einige Ausschnitte.
Partnerschaften sind ein Ausdruck von persönlichen Gefühlen, Liebe und Zuneigung. Andere Beziehungsformen als lebenslange, heterosexuell-monogame Ehen mit Kindern sind keine politische Aussage gegen die Lehre der Kirche, sondern ein individueller Ausdruck von Liebe und gegenseitiger Verantwortung und die Konsequenz vielfältiger Entwicklungen, die sich oftmals der eigenen Beeinflussung entziehen. Die Beseitigung rechtlicher Diskriminierungen für solche Lebensformen ist deswegen auch kein Angriff auf die Lehre der Kirche, sie unterstützt vielmehr Menschen darin, füreinander Verantwortung zu übernehmen. Die Öffnung der Ehe für nicht-heterosexuelle Beziehungsformen und die Gleichstellung etwa im Adoptionsrecht stärkt und fördert diese Familien, ohne bereits jetzt rechtlich gewürdigte Familien und Lebensgemeinschaften in irgendeiner Weise zurückzusetzen oder in Frage zu stellen. Auch in nicht heterosexuell-monogamen Partnerschaften werden Werte gelebt, die der Kirche wichtig sind und für sie anschlussfähig sein sollten: Menschen übernehmen aus Liebe Verantwortung füreinander und streben danach, gute und fürsorgliche Eltern zu sein.
Wir wollen gemeinsam mit allen Teilen unserer Kirche daran arbeiten, dass wir als katholische Kirche wertebasierte Leitlinien für Partnerschaften finden, die gleich- wie gemischtgeschlechtlichen Partnerschaften, Familien und Ehen Orientierung bieten und die Liebe zwischen Menschen und die Übernahme von Verantwortung füreinander als etwas Besonderes, Schützenswertes und Heiliges wertschätzen.
Als Mitglieder eines Jugendverbandes erkennen und leben wir selbst die Realität, dass Sexualität auch außerhalb von Beziehungen und vor der Eheschließung stattfindet. […] Für katholische
Jugendverbände ist es daher selbstverständlich, jungen Menschen Antworten bieten zu können, die den Grundsätzen der Einvernehmlichkeit und des verantwortungs- und vertrauensvollen Umgangs miteinander folgen. Zu einer solchen Jugendverbandsarbeit gehört insbesondere das Erlernen eines respektvollen Umgangs mit der eigenen Sexualität und der Sexualität anderer Menschen. Auch die Aufklärung über gesundheitliche Risiken sowie die Information über das Vermeiden ungewollter Schwangerschaften zählen wir zu elementaren Inhalten dieser Bildung junger Menschen, ebenso wie die Stärkung des Selbstbewusstseins von nicht heterosexuell empfindenden Menschen und die Förderung einer Gesellschaft und Kirche, in der Diversität und Pluralität auch in Bezug auf Sexualität gelebt werden kann.
„Partnerschaften sind ein Ausdruck von persönlichen Gefühlen, Liebe und Zuneigung.“
Ah und da geht’s schon einmal off track. Partnerschaften sind ökonomisch. Und zeitlich begrenzt. Auch und vor allem die zwischenmenschlichen.
Daran sieht man gut die Wertgrundlage, auf deren Basis die KjGay agiert: Eine christliche, keine marxistische oder »neoliberale«, die Beziehungen allein unter einer ökonomischen Perspektive betrachtet und interpretiert.