Neues Projekt: Artikel 91. Datenschutz in Kirchen und Religionsgemeinschaften

Ich habe ein neues Projekt: Das Artikel-91-Blog richtet sich an Praktiker*innen aus den Religionsgemeinschaften wie Datenschutzbeauftragte und alle, die sich für die Schnittstelle von Theologie, Kirche und Grundrechten interessieren.

Mehr dazu gibt’s auf artikel91.eu

Glauben in der Digitalität: Netze knüpfen, Netze auswerfen

Für die Ausgabe 3/2019 der medienpädagogischen Zeitschrift merz habe ich einen Überblick über Glauben im Netz geschrieben. Die Ausgabe befasst sich mit dem Titelthema »Digitalität. Religion. Pluralismus« – mir ging es darum, einmal aufzuzeigen, wie die religiöse Landschaft im deutschsprachigen Netz aussieht – und ein kirchliches Engagement im Netz starkzumachen, das sich theologisch aus einer Betonung der Taufwürde aller Christ*innen und ihrer Verantwortung speist, anstatt nur Institutionen senden zu lassen.

Marijcke Visser, »Wonderbare visvangst« (Door Gouwenaar – Eigen werk, CC0)

Abstract: Die Digitalisierung wirkt sich auf viele Lebensbereiche aus und auch die Kirche versucht, sich digitalen Trends anzuschließen. Einige Bistümer und Pfarrer unterhalten eigene Twitter– oder Facebook-Accounts und Gläubige treffen sich online zum Beten. Wie lassen sich ‚Amen‘ und ‚Likes‘ vereinen? Dieser Beitrag befasst sich mit den Möglichkeiten, die die digitale Kirche mit sich bringt und beleuchtet die Sichtweise ihrer Gegnerinnen und Gegner sowie strukturelle Hindernisse.

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Ein Jahr kirchlicher Datenschutz: Viel Bürokratie, wenig Sozialethik

Zum großen Knall kam es nicht im ersten Jahr des neuen kirchlichen Datenschutzgesetzes. Viele Befürchtungen gab es: Überforderte Ehrenamtliche, Abmahnwellen und Bußgelder, dass Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation in der Kirche unmöglich würden. Befeuert wurden diese Bedenken durch eine aufgeregte Berichterstattung über die auch seit Mai 2018 geltende Europäische Datenschutzgrundverordnung: Vielen wurde erst mit der neuen Gesetzeslage klar, dass es schon zuvor Datenschutzgesetze gab, die auch als Verein oder kleines Unternehmen einzuhalten sind.

Symbolbild Datenschutz
(Von Bundesarchiv, Bild 183-2007-0705-502 / Walther / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Link)
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Konrad Simon Landersdorfer – der erste Altbischof der Welt?


Wappen von Simon Konrad Landersdorfer und Bistum Passau
Aus der marianischen Votivkirche Passau: Das Bischofswappen von Simon Konrad Landersdorfer (1880-1971), Bischof von Pasau 1936–1968, und das Bistumwappen von Passau.
Von Photo: Andreas Praefcke – Eigenes Werk (own photograph), Gemeinfrei, Link

Mein Artikel über die Debatte zur richtigen Rolle eines zurückgetretenen Papstes, der heute bei katholisch.de Aufmacher ist, ist ohnehin zu lang – ein interessantes Rechercheergebnis ist dort daher nur angedeutet. Im Wikipedia-Artikel zu Altbischöfen bin ich auf diese Passage gestoßen, leider unbelegt:

Der erste Bischof, der offiziell als Altbischof bezeichnet wurde, war der damalige Passauer Oberhirte Simon Konrad Landersdorfer nach seinem altersbedingten Rücktritt 1968.

Ist das so? Ich bin dem auf die Spur gegangen.

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Zu religiös für den Staat


Das Berliner Neutralitätsgesetz ist ein ausgesprochen kurzes Gesetz, das mit einer Lüge beginnt: “Alle Beschäftigten genießen Glaubens- und Gewissensfreiheit und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses.” Diese Freiheit wird mit dem Gesetz jenen Staatsbeschäftigten verwehrt, deren Glauben sich nicht auf einen unauffälligen, rein innerlichen Sonntagsglauben reduzieren lässt: Die Muslima, die das Kopftuch für eine religiöse Pflicht hält. Der Jude, der Kippa trägt. Und die Christin, der das Kreuz um den Hals per Dienstanweisung verboten wird.

Weiterlesen bei katholisch.de katholisch.de: Standpunkt: Zu religiös für den Staat

Auch lesenswert dazu: Malte Lehming im Tagesspiegel zu Abgrenzungsschwierigkeiten und Widerspruchsgeist, Franziska Holzfurtner bei den Salonkolumnisten zu protestantischer Innerlichkeit als Ideal freiheitsfeindlicher Religionspolitik.

Netzpolitische Impulse aus der Bischofskonferenz


Medienbildung und Teilhabegerechtigkeit
So sieht die Arbeitshilfe aus.
Die Publizistische Kommission der Deutschen Bischofskonferenz hat eine Stellungnahme zu Netzpolitik veröffentlicht. »Medienbildung und Teilhabegerechtigkeit. Impulse der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz zu den Herausforderungen der Digitalisierung« lautet der wenig twittergeeignete Titel – an der Arbeitsgruppe, die das Papier erarbeitet hat, war ich beteiligt.(Bei katholisch.de habe ich auch ein wenig darüber geschrieben.)

Ich bin sehr zufrieden mit unserer Arbeit und dem Beschluss der Bischofskonferenz: Eine Stellungnahme auf der Höhe der Zeit, die aus kirchlicher Sicht eine ordnungspolitische Gestaltung des Netzes konstruktiv begleitet.

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Christliche Politik ist inklusiv, nicht identitär


Schlechtwetter in Europa.
Schlechtwetter in Europa.

Papst Franziskus nimmt den Karlspreis entgegen – und hält das flammendste Plädoyer für Europa, das es seit langem zu hören gab – und würdigt die Gründerväter der europäischen Einigung.

Das kommentiere ich bei katholisch.dekatholisch.de:
Franziskus weckt das müde Europa – Der Papst gibt dem alten Kontinent Nachhilfe in europäischen Werten

Aber nicht nur in Richtung der allgemeinen Politik und der europäischen Bürger_innen zielt die Rede – sie trägt auch viel bei zur Grundlegung einer christlich verantworteten politischen Ethik. Was das sein soll, ist nach dem Ende der homogenen Milieus nicht mehr so klar – ob es nun um die alte Frage nach dem C in den Unionsparteien geht oder um osteuropäischen identitären und autoritären Chauvinismus geht. Franziskus stellt eins klar: »christliche« Politik ist keine identitäre, die sich vom Anderen, Fremden, abgrenzt, und die ihre Christlichkeit in der Unterscheidung sucht. Christliche Politik ist eine inklusive, die auf andere zugeht.

Franziskus’ Dreischritt des christlichen Humanismus, der aus Integration, Dialog und der Fähigkeit, etwas hervorzubringen (Produktivität und Teilhabe) besteht, ist jedenfalls ein wichtiger Impuls für die Sozialethik, für den politischen Katholizismus – und womöglich auch für die Reflexion des Bestandes katholischer Moral.

Abbé Franz Stock – „Weder Franzosen noch Deutsche“

Heute vor 70 Jahren landeten die allierten Truppen in der Normandie: Ein entscheidender Schritt zur Befreiung Europas und Deutschlands. Am 6. Juni 1944 ist der deutsche Priester Franz Stock fast auf den Tag genau seit drei Jahren Standortpfarrer in Paris. Er betreut die französischen Kriegsgefangenen. In seinem Tagebuch notiert er die Hinrichtungen der Widerstandskämpfer, die er als Seelsorger begleitet. Über 2000 davon musste er ansehen, sagt er kurz vor seinem Tod.

Portrait von Abbé Franz Stock
Foto: Franz-Stock-Komitee für Deutschland e.V., 59755 Arnsberg (Gemeinfrei via Wikimedia)

Stock, ein Deutscher, hat sich nicht gemein gemacht mit den Verbrechern, er war ganz für die zum Tode verurteilten Kämpfer der Résistance da. Gefangene besuchen, Tote bestatten: Werke der Barmherzigkeit inmitten des zynischen Unrechts, in dem die Erschießungen unter dem Codenamen “Sportfest” angekündigt wurden. Einer der Insassen war der Jesuitenpater Michael Riquet. Er sprach die Grabrede Stocks, der 1948 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft starb: “Er war mit brüderlicher Liebe bei den Verurteilten bis zum Hinrichtungspfahl. Das ist die Paradoxie, dass ein deutscher Priester sich mitten im Kriege zum Dienst und Freund derer machte, die seine Regierung als die ärgsten Feinde betrachtete.”

Während Stock Gefängnispfarrer ist, schreibt der Philosoph Theodor W. Adorno im amerikanischen Exil die “Minima Moralia”. “Reflexionen aus dem beschädigten Leben” ist der Untertitel, und einer der berühmtesten Aphorismen daraus ist das vielzitierte “Es gibt kein richtiges Leben im falschen.”

Franz Stock zeigte mit seinem Leben, und die Zeugnisse der Menschen die ihn kannten, beglaubigen es, dass es ein richtiges Leben gibt im falschen: Ein Leben mit der Liebe Christi.

Heute, am 70. Jahrestag der Landung in der Normandie, sollten wir an Franz Stock denken, der die Liebe Christi zu seiner machte und sich mit all seiner Kraft für die Völkerverständigung einsetzte.

Mit Franz Stock sollten wir Christen uns gegen den Nationalismus und die Fremdenfeindlichkeit wenden, die in Europa wieder erstarken: Gegen die Ablehnung von Roma, von Flüchtlingen, die übers Mittelmeer kommen, von Muslimen und Juden. In der Kathedrale von Bayeux, keine zehn Kilometer vom Strand entfernt, an dem die Allierten landeten, hängt das ganze Jahr über ein Zitat von Stock: “In den Augen Gottes gibt es weder Engländer, noch Franzosen, noch Deutsche, es gibt nur Christen oder ganz einfach Menschen.” Das ist Franz Stocks Vermächtnis für ein Europa, das sich christliche Werte auf die Fahnen schreiben will.

(Der Text erschien zuerst in der Rubrik Standpunkt bei katholisch.de)

»Ohne mich!« – Redebeiträge zur Dialog-Diözesanversammlung


Heute findet in Karlsruhe die zweite Runde der Diözesanversammlung statt, das Freiburger Dialog-Format. Über 41 Empfehlungen, die aus der Themensammlung des vorigen Jahres entstanden sind, wird abgestimmt, bei für wichtig erachteten Themen gibt es die Möglichkeit, sich für 90 Sekunden zu Wort zu melden, dann wird ohne Änderungsmöglichkeit abgestimmt. Die Wortmeldungen mußten vorher eingereicht werden, ich wurde bei Empfehlung 25 im Themenbereich »Dialog Kirche – Kulturen der Gegenwart« gezogen. Meine geplante Vorrednerin hat zurückgezogen, ihr war das Konzept zu eng, die »Beteiligung« zu aufgesetzt. Daher habe ich mich in meinem Redebeitrag darauf bezogen – und meinen ursprünglichen nicht gehalten.
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