Christliche Politik ist inklusiv, nicht identitär

Schlechtwetter in Europa.
Schlechtwetter in Europa.

Papst Franziskus nimmt den Karlspreis entgegen – und hält das flammendste Plädoyer für Europa, das es seit langem zu hören gab – und würdigt die Gründerväter der europäischen Einigung.

Das kommentiere ich bei katholisch.dekatholisch.de:
Franziskus weckt das müde Europa – Der Papst gibt dem alten Kontinent Nachhilfe in europäischen Werten

Aber nicht nur in Richtung der allgemeinen Politik und der europäischen Bürger_innen zielt die Rede – sie trägt auch viel bei zur Grundlegung einer christlich verantworteten politischen Ethik. Was das sein soll, ist nach dem Ende der homogenen Milieus nicht mehr so klar – ob es nun um die alte Frage nach dem C in den Unionsparteien geht oder um osteuropäischen identitären und autoritären Chauvinismus geht. Franziskus stellt eins klar: »christliche« Politik ist keine identitäre, die sich vom Anderen, Fremden, abgrenzt, und die ihre Christlichkeit in der Unterscheidung sucht. Christliche Politik ist eine inklusive, die auf andere zugeht.

Franziskus’ Dreischritt des christlichen Humanismus, der aus Integration, Dialog und der Fähigkeit, etwas hervorzubringen (Produktivität und Teilhabe) besteht, ist jedenfalls ein wichtiger Impuls für die Sozialethik, für den politischen Katholizismus – und womöglich auch für die Reflexion des Bestandes katholischer Moral.

Jüdisch-christliche Zivilreligion

Ostern kommt, und wie Ostern nicht ohne Karfreitag geht, geht auch wieder die Frage nach den stillen Feiertagen um. Und es geht um alles:

»Unser christlich-jüdisch geprägtes Werteverständnis stellt das Fundament unserer abendländischen Gesellschaft in Deutschland dar […] Der Karfreitag ist als christlicher Feiertag dem Gedenken an das Leiden und die Kreuzigung Jesu Christi gewidmet, […] und dies verträgt sich nicht mit lautem Feiern«, so der Frankfurter Kirchendezernent Uwe Becker.

Was hier verteidigt wird, ist keineswegs ein solides Wertfundament. Als Trittbrettfahrer des Religiösen werden leitkulturelle Chiffren verhandelt: Wir und die, und »wir« sind ermächtigt, »unsere« Wertentscheidungen politisch durchzusetzen.

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Freiheit, Würde und Grenzüberschreitung

Bruder Paulus Terwitte OFMCap hat einen Text unter dem Titel »Karlsruher Ladenöffnungs-Urteil und Minarette« (Link auf die Startseite; einen Permalink scheint es nicht zu geben, mittlerweile ist er gar nicht mehr zu finden.) veröffentlicht: Er kreist darin um den Begriff »Grenze« und kommt zu einem seltsamen Schluß. Zentral ist dieser Satz, auf dem die gesamte Überlegung aufbaut:

Dass wir nicht Gott sind, ist der oberste Grundsatz aller Religionen. Deshalb haben Menschen für Gott sich selber Grenzen gesetzt.

Auf dieser Grundlage schafft es Bruder Paulus, aus christlicher Perspektive über »Grenzen« zu schreiben, ohne von Freiheit, Würde und dem Überschreiten von Grenzen zu handeln.
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Rückzugsgefecht gegen die Welt

Daß der europäische Gerichtshof für Menschenrechte gegen Kreuze in italienischen Schulen entschieden hat, ist bekannt. Die unvermeidbaren Reaktionen folgten, gerne von Bischöfen. Der einhellige Tenor: So nicht. Vorhersehbar, aber kurzsichtig.

Die Argumente gegen das Urteil: Das Kreuz sei kulturelles Symbol, der christliche Glaube Wertfundament Europas, die Entscheidung sei undemokratisch, ein Ausdruck falschen Verständnisses von Religionsfreiheit. Keines dieser Argumente kann überzeugen; ein bloßes Rückzugsgefecht gegen die Welt – und ein intellektuelles Armutszeugnis unserer Bischöfe.
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Idiosynkrasie, Blasphemie und Theodizee

Ich bin ja nun kein Islamwissenschaftler. Dennoch halte ich es für hinreichend sicher, daß die Behauptung, der Prophet Mohammed verstünde von Fußball nichts, durchaus historisch tragfähig ist. Und doch führt das Schalker Vereinslied Blau und Weiß, wie lieb ich Dich gerade zu einer hitzigen Feuilleton-Diskussion ob der dritten Strophe:

Mohammed war ein Prophet
Der vom Fußballspielen nichts versteht
Doch aus all der schönen Farbenpracht
Hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht

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Leserbrief: Karfreitagsfürbitte

Zu einem Leserbrief im Konradsblatt (Nr. 15/2008) habe ich das geantwortet:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Hubertus Wrobel kann in seinem Leserbrief nichts Anstößiges an der neuformulierten Karfreitagsfürbitte erkennen. Sie entspreche dem Verkündigungsauftrag, eine Kritik von außen sei eine unzulässige Einmischung in innerkirchliche Belange.

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