Nein, es geht hier nicht um den Preis der christlichen Leitkultur, den diejenigen zu zahlen haben, die nicht dazugehören. Mir geht es um den Preis, den die christlichen Kirchen (das »jüdisch« in »jüdisch-christlich« ist bestenfalls Kosmetik) zu entrichten haben. Das Christentum gehört zu Deutschland – und zwar de jure und de facto anders und mehr als etwa der Islam zu Deutschland gehört. Nicht im Kontext einer Integrations- und Leitkulturdebatte, sondern auf rechtlicher Ebene: Staatliche Feiertage sind mit christlichem Namen und Termin installiert, trotz Verfassungsgericht macht sich der Staat das Kreuz zum Symbol in Klassenzimmern und Ämtern, das Staatskirchenrecht paßt sichtlich primär auf die rechtsförmige Organisation der christlichen Kirchen.
Schlagwort: Karfreitag
Jüdisch-christliche Zivilreligion
Ostern kommt, und wie Ostern nicht ohne Karfreitag geht, geht auch wieder die Frage nach den stillen Feiertagen um. Und es geht um alles:
»Unser christlich-jüdisch geprägtes Werteverständnis stellt das Fundament unserer abendländischen Gesellschaft in Deutschland dar […] Der Karfreitag ist als christlicher Feiertag dem Gedenken an das Leiden und die Kreuzigung Jesu Christi gewidmet, […] und dies verträgt sich nicht mit lautem Feiern«, so der Frankfurter Kirchendezernent Uwe Becker.
Was hier verteidigt wird, ist keineswegs ein solides Wertfundament. Als Trittbrettfahrer des Religiösen werden leitkulturelle Chiffren verhandelt: Wir und die, und »wir« sind ermächtigt, »unsere« Wertentscheidungen politisch durchzusetzen.