Sola cucurbita

Ich lese gerade das »Lob der Torheit« von Erasmus von Rotterdam. Bisher mein Lieblingszitat:

Hätte Gott auch in die Gestalt eines Weibes, eines Teufels, eines Esels, eines Kürbisses, eines Kiesels eingehen können? Und wie würde dann dieser Kürbis gepredigt und Wunder gewirkt haben? Wie wäre er zu kreuzigen gewesen? Und was hätte Petrus konsekriert zu der Zeit, da der Leib Christi am Kreuze hing?

Psalm 34, Vers 9: Für Kürbissuppe schneidet man das Fruchtfleisch klein, dünstet gewürfelte Kartoffeln in Öl leicht an und gießt das ganze dann mit klarer Brühe auf. Zwanzig Minuten kochen lassen, Sahne dazu, mit Salz und Muskat abschmecken und pürieren.

»Sie müssen ihm schon ein wenig mehr Angst machen!«

– sprach eine Mutter heute bei meiner alljährlichen KjG-Nikolaus-Tour. Überhaupt macht man sich erst als Nikolaus ein wirkliches Bild unserer Gesellschaft: Eltern, die ihren Kindern zu eben jenem Festtag Geschenke im dreistelligen Euro-Bereich schenken, ansonsten aber vollkommen mit ihrer Erziehung versagt haben und ihr Gewissen externalisieren, indem sie von Miet-Heiligen (wie mir) Rute, Kettengerassel, Sack und sonstige wilhelminische Pädagogik (oder, wie Werner Mezger es nennt, »gegenreformatorische Adventspädagogik«) einfordern. Ich halte es dann doch eher mit Manfred Becker-Huberti:

Auch heute noch kann man den Einkehrbrauch verantwortlich inszenieren, wenn man mit dem Brauch keine Angst auslöst und die Kinder die Güte des Heiligen erleben lässt.

Wenigstens das Bonifatiuswerk weiß noch, um was es geht (die Kölner sowieso) – und dort würde man auch sicher nicht die Mitra als Insignium des »Oberweihnachtsmannes« (Zitat eben jener Mutter) identifizieren.

Eingeladen zum Fest des Glaubens.

Ich war in Berlin. Und zwar auf Einladung von Uschi Eid. Eingeladen allerdings zu einem »Wochenende der Begegnung« des ökumenischen Gebetsfrühstückskreises des Bundestags. (Das wußte ich vorher nicht.) Das Programm war an sich sehr hochwertig: Diskussionen mit Wolfgang Thierse, Guido Westerwelle, Wolfgang Schäuble, Dan Coats und diversen weniger wichtigen Bundestagsabgeordneten, schließlich als Höhepunkt einen Empfang im Schloß Bellevue bei Bruder Johannes persönlich. Nur: die Teilnehmer! Wir vier Freiburger BDKJler waren die einzigen Katholiken, und alle anderen evangelische Freikirchler, Mennoniten und was der rechte Rand noch an Evangelikalen hergibt.

Dummerweise wurden wir in Kleingruppen zufällig zusammengewürfelt, und dort war es entsetzlich: In meiner wurde beim Abendessen diskutiert, wie man seine Freunde missionieren kann und ob man in nichtchristliche WGs ziehen soll, um die Leute dort zu bekehren. Widerlich.

Und so fragt man auch nicht Relevantes, wenn man schon mal Spitzenpolitiker da hat, nein: »Herr Schäuble, wofür sollen wir für Sie beten?«, und: »Herr Bundespräsident, meinen Sie nicht auch, daß Deutschland wirtschaftlich nur so gut dasteht wegen seiner christlichen Werte?« Und mit sowas soll man dann Gespräche über Glauben und Werte führen, mit Leuten, die es ganz toll finden, wie man in den USA religiös ist, die Dan Coats beklatschen, wenn er davon schwadroniert, daß der Wählerauftrag, das Volk ja völlig egal ist, wenn man nur nach seinem Glauben handelt.

Erziehung

Der Hildesheimer Bischof Homeyer hat zur Erziehung zum Querdenken aufgerufen. Nicht nur der Nationalsozialismus, sondern auch das Heute fordere zum Widerstand heraus.

Recht hat seine Exzellenz. Ob meine Eltern allerdings damit rechthaben, meiner vierzehnjährigen Schwester Ausgang bis um zwölf zu gewähren? Ich zumindest mußte mit 16 noch um elf zuhause sein. So ändern sich die Zeiten.