Ein Artikel im Konradsblatt, der Wochenzeitung für das Erzbistum Freiburg, über die Vollversammlung des Diözesanrats und der dort erfolgten Reflexion über den Papstbesuch, hat für großen Aufruhr gesorgt. Ein Höhepunkt war, daß auf der Grundlage dieses Artikels Weihbischof Klug den Diözesanrat mit sehr deutlichen Worten in einem Leserbrief (Nr. 48, S. 32) in den Senkel gestellt hat. Auf diesen Leserbrief habe ich geantwortet, in der aktuellen Ausgabe wurde er gedruckt. Hier der Leserbrief:
»Weihbischof Klug wirft dem Vorstand des Diözesanrats vor, die Diskussion falsch vorbereitet und geleitet zu haben; die Debatte sei keine »Sternstunde« gewesen. Mir ist unklar, wie er zu diesem Urteil kommt — weder war er anwesend, noch lag ihm das Protokoll vor, noch hat er mit dem Vorstand Kontakt aufgenommen. Klug urteilt also wohl allein vom ihm zugetragenen Ergebnis her: Viele Mitglieder des Diözesanrats teilen die vom Bistum ausgegebene Meinung zum Papstbesuch nicht und diskutieren das in einer offenen Aussprache. Als Mitglied des Vorstands habe ich diesen Tagesordnungspunkt geleitet und kann im Vorgehen auch keinen Fehler erkennen: Wenn das Thema die Reflexion des Papstbesuchs ist, dann ist die Fragestellung notwendigerweise offen und es steht dem Vorstand auch nicht an, eine Meinung oder Richtung vorzugeben, wie der Papstbesuch zu beurteilen sei. Die Kritik jedenfalls wurde (so habe zumindest ich es empfunden) auf hohem Niveau, wohlbegründet und ohne Polemik geäußert.
Wenn die Mitglieder des Diözesanrats sich nicht frei äußern sollen, dann braucht es diesen Rat nicht. Synodale und demokratische Strukturen sind nicht möglich, wenn das offene Wort unerwünscht ist und nur konforme Meinungen geäußert werden dürfen. Im Diözesanrat kommen Männer und Frauen zusammen, die das alltägliche Leben in ihren Pfarrgemeinden, Verbänden und Gemeinschaften mitgestalten — und aus diesem Horizont wurde auch der Papstbesuch diskutiert: Wiederverheiratete Geschiedene, Ökumene, Geschlechtergerechtigkeit — all das sind Themen, die aus dem Leben kommen, und bei denen auch viele in den Räten engagierte Menschen Handlungsbedarf sehen und aus ihrer täglichen Praxis heraus kritische Anfragen an den Papst und die Lehre der Kirche stellen. Warum aber die zitierten Mitglieder des Rates zu ihrer Einschätzung kommen, scheint Weihbischof Klug nicht zu interessieren.
Der Aufruhr, den die aus meiner Sicht recht harmlose Diskussion hervorgerufen hat, ist symptomatisch für das Diskussionsklima in unserer Kirche: Es ist geprägt von Ängstlichkeit und Enge, jede kritische Äußerung wird als Nestbeschmutzung angesehen. Wenn das ZdK eine Position zum Thema Geschlechtergerechtigkeit beschließt, die im Prinzip auch nur das Bischofswort »Zu Stellung der Frau in Kirche und Gesellschaft« von 1981 etwas diplomatischer formuliert, sieht die Bischofskonferenz postwendend den Dialog massiv belastet; wenn die Vorsitzende des Diözesanrats freimütig bekennt, daß sie keine besonderen Erwartungen an den Papstbesuch hat, sich aber gerne überraschen ließe, ist schon das skandalös (nach dem Papstbesuch freilich gibt unser Herr Erzbischof selbst die Parole aus, daß zu hohe Erwartungen im Vorfeld an den Besuch herangetragen wurden).
Wenn die Kirche dialogfähig werden will, dann muß es zuerst möglich sein, offen Positionen zu benennen, ohne daß jeder geäußerte Dissens schon als Affront gesehen wird. Ohnehin sind die Zeiten vorbei, da Kommunikation und Außenwirkung zentral gesteuert werden konnten. Unsere Kirche und die Meinungen, die ihre Glieder vertreten, sind plural, vielseitig, manchmal auch dissonant: Wie sollte es in katholischer Weite auch anders sein! Das verdunkelt nicht die Botschaft der Kirche, im Gegenteil: Erst im kritischen Hinterfragen kann unsere Botschaft vor der Welt bestehen.
Weder der Kirche noch der Welt wäre mit einer Parteitagsregie für den Diözesanrat gedient, die Widerspruch glättet und zurückhält.«
Ein BRAVO dem Leserbriefschreiber!
Wenn schon der Herr Weihbischof Klug zeigt,
für wie dumm er die Menschen hält und sich selbst
gewiss noch dümmer gibt als er das von Amts
wegen wohl offensichtlich tun muss, so freut es
mich von Herzen, dass der amtskirchliche Verdummungsprozess im Volk Gottes weitgehend
wirkungslos bleibt.