Gestern habe ich ein Hohelied auf die vatikanische Netzpolitik geschrieben. In der Praxis sieht’s im Vatikan auch nicht besonders gut aus, und in den deutschen Ortskirchen auch weniger. Immerhin: Mein Bischof bloggt. Was tut die DBK sonst?
Die Seite für den Welttag der sozialen Kommunikationsmittel ist schonmal traurig. Dafür gibt’s seit dem 22. Juni eine kleine Arbeitshilfe zum Thema Internetpräsenz.
Die Broschüre scheint ziemlich praxisnah, inklusive kasuistischer Fragestellungen: »Kann man Texte aus dem CIC […] ohne Genehmigung auf der Website einstellen?« (ja), »Darf man den Ministrantenplan veröffentlichen?« (nein), »Kann man ein Foto des Papstes ohne dessen Genehmigung […] auf der eigenen Website einstellen?« (ja) – und wenn man damit »für ein Produkt oder eine Dienstleistung« wirbt? (nein).
So weit, so langweilig. Der gesamte Text besteht nur aus solchen Rechtsfragen, Vorwort und Einleitung sind trist und betonen im wesentlichen nur, daß man Rechtsprobleme schildern will.
Natürlich, das schafft die Arbeitshilfe. Das Internet ist für die Bischofskonferenz (trotz Studientag Kirche und Medien) aber nur ein Rechtsproblem. Das Vorwort verpaßt die Gelegenheit, auch die Chancen darzustellen. Was das Zweite Vatikanum mit Inter mirifica grundgelegt hat, was (siehe gestern) der Vatikan konsequent weiterentwickelt hat: Nichts davon. Wenigstens ein Verweis darauf hätte in dem ungewohnt ungeistlichen Vorwort Platz finden können.
Was für eine verpaßte pastorale und missionarische Chance! Mit solchen Broschüren hilft man ein paar wenigen, die meisten schreckt man aber damit ab. Wofür produziert denn der Rat für soziale Kommunikationsmedien am laufenden Band kluge Texte, während bei uns das heißeste Thema der katholische Fernsehsender ist?
(Der Geist weht aber trotzdem, wo er will: Im Vatican-Magazin gibt es den wunderbaren Artikel »Anarchie im Namen des Herrn?« von Ludwig Ring-Eifel (via Thomas Matterne) zum Stand der Dinge im Netz in Sachen Catholica. Wo die Amtskirche sich nicht hintraut, nutzen Laien die Chancen des Mediums. Wieder ein Beispiel dafür, daß ohne Kirchensteuermittel nicht alles zugrunde geht.)
Ich hatte letzte Woche die Freude, diese Arbeitshilfe abzulegen. Der Inhalt ist tatsächlich spannend und wirkte für mich vielfach „aus der Zeit“ – zumindest was die Aufbereitung anbetrifft.
Ich finde die Arbeitshilfe nicht schlecht, aber mich muß sie ja auch nicht mehr überzeugen. Sie ist auf jeden Fall eher ängstlich-defensiv, was man umgekehrt auch wieder versteht, wenn man das Web verfolgt. Und wahrscheinlich haben die Justitiare und Rechtsabteilungen alle keine Lust (und kein Geld), sich auch noch ums Web zu kümmern oder kümmern zu lassen. Schön übrigens, daß Du noch oder wieder im Web zu finden bist.