Nächste Woche ist der Katholikentag in Mannheim. (Für internet people: Das ist die Re:publica für den katholischen Teil der 30 Millionen.) Das Podium »Blogger auf den Barrikaden. Die Rolle der Medien am Beispiel der Arabischen Revolution« habe ich mit vorbereitet und werde es auch gemeinsam mit Beate Schneiderwind von der GKP moderieren. Unser Schwerpunkt liegt, bedingt durch unsere Gäste, auf Ägypten.
Das wird kein Podium, bei dem von vornherein schon alle Antworten feststehen – dafür aber einige Fragen, um die es gehen wird:
Waren das wirklich »Facebook-Revolutionen«? Gab es eine Revolution, die durch die Medien verbreitet wurde und so effektiver wurde, oder wurde die Revolution durch die sozialen Medien ausgelöst?
Wie sieht die Wechselwirkung zwischen klassischen Medien und Social Media aus? Wer hatte die Nachricht zuerst? Welches Medium war schneller? Wie ändert sich Berichterstattung?
Das Bildungsbürgertum organisiert über Social Media eine Revolution und das Volk wählt Muslimbrüder und Salafisten – zu welchen Spannungen führt das? Droht eine Spaltung, eine weitere (städtisch-bildungsbürgerlich) Social-Media-Protestwelle? – oder sind das nur westliche Deutungsmuster und vor Ort sieht es ganz anders aus?
Was bedeutet diese Regierungsbildung für Frauen, was für Christ_innen in Ägypten?
Für diese Fragen haben wir uns kompetente Leute fürs Podium gesucht:
- Kübra Gümüsay dürfte den meisten von ihrem Blog ein fremdwoerterbuch oder von ihren taz-Kolumnen bekannt sein. Sie war in Kairo dabei, kurz nachdem auf dem Tahrir-Platz demonstriert wurde.
- Martin Löffelholz ist Medienwissenschaftler an der TU Ilmenau und leitet die International Research Group on Crisis Communication
- Hannah Wettig ist Journalistin und hat lesenswerte Reportagen über den arabischen Frühling geschrieben, z. B. in der analyse und kritik und der Jungle World. (Empfohlen wurde sie mir recht kurzfristig von Jens Best, nachdem Stephan Urbach leider kurzfristig aus persönlichen Gründen absagen mußte – auch wenn ich Stephan Urbachs Perspektive gerne dabeigehabt hätte, ist das doch eine hervorragende Alternative.)
- Kyrillos William ist Bischof von Assiut und Administrator des Patriarchats von Alexandria und engagiert sich als koptischer Christ im interreligiösen Dialog.
Das Podium findet statt am Samstag, 19. Mai 2012, 16–17.30 Uhr im Rosengarten in Mannheim. Tageskarten für den Katholikentag gibt’s ab 20 Euro, Abendkarten (gültig ab 16 Uhr) für 15 Euro. Einen Stream gibt es leider nicht, es wird aber die Möglichkeit geben, per Twitter Fragen ans Podium zu geben.
Weitere Veranstaltungen, an denen ich beteiligt bin:
- Podium Wutbürger? Mutbürgerin? Engagement für eine lebendige Demokratie (Podiumsteilnehmer, gemeinsam u.a. mit Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt und Staatsrätin für Bürgerbeteiligung Gisela Erler)
- Hallo Staat, hier Kirche. Wieviel Zukunft hat das deutsche Modell? (Anwalt des Publikums; auf dem Podium u.a. MP Kurt und MdB Volker Beck und MP Christine Lieberknecht)
Das war schon Thema der Veranstaltung “Digitale Demokraten” des Nationaltheaters Mannheim in der Reihe Utopie Station mit Constanze Kurz und dem Betreiber der Facebook Seite “Die Syrische Revolution” – besprochen auf http://www.iparthier.de/545/utopie-digitale-demokraten/
Danke für den Hinweis! Das Thema ist natürlich generell sehr spannend und aktuell; auf der Re:publica gab’s einen eigenen Konferenztrack zum Thema mit sehr interessanten Panels. Ich habe mir den Vortrag von Fadi Salem und Zeynep Tufekzy angehört – hoffentlich gibt’s da bald einen Mitschnitt.
Whow! Zwei Journalisten auf dem Podium – eine schreibt für die taz und eine für die jungle world.
Das spricht Bände. Katholikentag goes Käßmann. Whatever. Die katholische Kirche in Deutschland ist wohl eh bald Geschichte.
Ja, die Kirche ist um einiges pluraler, als viele von außen und eine lautstarke Minderheit in ihr das wahrhaben wollen. Und der Katholikentag steht genau dafür. Mehr Käßmann täte der katholischen Kirche überhaupt gut: An der Fähigkeit, Fehler einzugestehen und an Anstand fehlt es der Institution leider in weiten Teilen.
Plural wäre die Kirche, wenn ein Journalist der bspw. der Jungen Freiheit dort säße.
Diese Podium hat mit Pluralität sowiel zu tun, wie Cola und Chips mit ausgewogener Ernährung – dito Käßmann.
Ich weiß ja, daß Du beschlossen hast, den Katholikentag blöd zu finden. Beim Podium haben wir natürlich eine Auswahl getroffen. Und diese Auswahl ist ungewöhnlich sowohl für die Kirche als auch für den Katholikentag, wo sehr viel Etabliertes da ist. Die Junge Freiheit und ihr Umfeld ist leider auch Teil des intoleranten, menschenfeindlichen Flügels der Kirche. Genau die meinte Alois Glück in seiner Abschlußrede:
Die Kirche besteht aus sehr vielen verschiedenen Menschen und Gruppierungen. Das ist erstmal eine Zustandsbeschreibung, die Gutes und Schlechtes umfaßt. Darüber hinaus steht der Katholikentag für eine wertgebundene Pluralität. Wenn Du Pluralität mit der Jungen Freiheit forderst, dann willst Du eigentlich Beliebigkeit und Werterelativismus. Völkisches, antiplurales Gedankengut, für das die Junge Freiheit steht, hat da nichts zu suchen. Pluralismus heißt nicht, den Feinden des Pluralismus eine Bühne zu geben.
Die Podiumsgäste haben ihre Expertise kompetent eingebracht und so aus ihren unterschiedlichen Herkünften eine vielfältige Diskussion ermöglicht. Und daher war das eine hervorragende, gelungene Veranstaltung in katholischer Weite.
Ich glaube Ägypten fällt wieder in einen moslemischen Staat zurück, wo die Christen nichts zu lachen haben werden.