Thomas Morus – (kein) Heiliger für die Ökumene

Heute ist nicht nur Konrad Zuse, sondern auch Thomas Morus, Patron der Politiker und der KjG; aus diesem Anlaß heute ein Text, den ich schon vor einiger Zeit für die Zeitschrift Rumms…!! des KjG-Diözesanverbands Würzburg geschrieben habe.

Ökumene ist in der KjG kein Thema. Wir beschäftigen uns mit Umwelt, mit der Einen Welt, mit Rechtsextremismus – aber Ökumene kommt kaum vor. Vielleicht kennt man vor Ort den CVJM oder eine andere evangelische Jugendgruppe. Aber wann gab es das letzte mal eine Kooperation?

Liegt das vielleicht daran, dass unser Patron der heilige Thomas Morus ist? Zur Erinnerung: Thomas Morus wurde geköpft, weil er sich weigerte, der Staatskirche Treue zu schwören, die König Heinrich VIII. von Rom abgespalten hatte. Zu Lebzeiten war der Humanist Thomas Morus ein wortgewaltiger Gegner Martin Luthers. So schreibt er in seiner Responsio ad Lutherum (Antwort an Luther), mit der er sich gegen die Reformation wandte:

Luther ist ein Mensch, in dessen Feder nichts als Verleumdungen, Lügen und Betrug steckt; in dessen Geist nichts als Gift, Schwulst und Böswilligkeit steckt; er hat nichts im Kopf außer Torheit, Wahnsinn und Irrsin; er führt nichts im Mund als Mist, Dreck und Dung.

Keine gute Basis für ein gutes ökumenisches Miteinander, scheint es. Die Zeiten damals waren andere: Noch war die Kirche im Westen geeint (die Ostkirche und die römische Kirche hatten sich schon 1054 voneinander gespalten), und Morus ging es darum, diese Einheit zu bewahren. (Ob die Sprache, der sich sowohl Morus wie Luther bedienten, dazu diente, ist eine andere Frage.)

Die Spaltung der Kirche in verschiedene Konfessionen ist heute eine Tatsache. Morus als einen Heiligen für die Ökumene zu entdecken kann heißen, diese Spaltung nicht einfach hinzunehmen: Als Christinnen und Christen verschiedener Konfessionen sind wir nicht einfach Mitglied in ähnlichen, aber verschiedenen Vereinen. Thomas Morus als Heiliger für die Ökumene ist ein Stolperstein: Sein wortgewaltiges Streiten für eine einige Kirche erinnert daran, dass es immer noch ein Ärgernis ist, dass die Kirche gespalten ist. Aber heute wie zu Lebzeiten von Morus und Luther bringt es nichts, den anderen die Andersheit vorzuwerfen: Es kommt darauf an, an einem Miteinander zu arbeiten. Ein Nebeneinander der Konfessionen reicht nicht aus.

Vielleicht entdecken wir nicht trotz, sondern mit Thomas Morus Ökumene als Thema für die KjG.

Ökonomie und Akribie: Antigriechischer Affekt der Kanonistik?

In der Domradio-Sendung »Menschen« wurde letzte Woche die Kölner Kirchenrichtern Elfriede Glaubitz interviewt. Die Kirchenrichterin geht sichtlich in ihrem Beruf auf: Sie freut sich, daß sie Menschen helfen kann, deren kirchliche Ehe in die Brüche gegangen ist, und die mit der Feststellung der Nichtigkeit der Ehe wieder eine Ehe eingehen können. So gut das für die Betroffenen im Einzelfall ist: Mir kommt das ganze Verfahren seltsam vor.
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