That’s matrimony

Breaking news heute abend: Guido Westerwelle und Michael Mronz haben geheiratet, und alle relevanten Onlinemedien berichten. Vermutlich ist es nur derselben Agenturmeldung und demselben Bild-Artikel als Quelle zu verdanken, daß so unisono davon berichtet wird. Und dennoch: Daß alle, auch die konservativen, von der FAZ über die NZZ zur Welt selbstverständlich mit Begriffen wie »Heirat« und »Trauung« berichten, dann kann man das zwar – wie Gaywest – als mangelnde Detailtreue auffassen, weil die Ehe der beiden ja rechtlich mitnichten als Ehe anerkannt ist.

Man kann es aber auch so sehen: politischer Aktivismus ist eine Sache, die für die rechtliche Gleichstellung Homosexueller nötig ist, und da ist es immer wieder nötig zu sagen, daß gleichgeschlechtlich Liebende eben keine Ehe im rechtlichen Sinn eingehen können. Ebenso wichtig – und ich würde sogar sagen: noch wichtiger – ist aber doch, daß mit solchen bei Licht betrachtet eher nachrichtenarmen Gossip-Artikeln es auch eine kulturelle Selbstverständlichkeit wird, daß, wenn zwei Menschen sich lieben und sich das verbindlich zusagen, das nicht irgendein wie auch immer staatlich reglementiertes vertragsähnliches Gebilde ist – sondern eine Ehe.

Ökonomie und Akribie: Antigriechischer Affekt der Kanonistik?

In der Domradio-Sendung »Menschen« wurde letzte Woche die Kölner Kirchenrichtern Elfriede Glaubitz interviewt. Die Kirchenrichterin geht sichtlich in ihrem Beruf auf: Sie freut sich, daß sie Menschen helfen kann, deren kirchliche Ehe in die Brüche gegangen ist, und die mit der Feststellung der Nichtigkeit der Ehe wieder eine Ehe eingehen können. So gut das für die Betroffenen im Einzelfall ist: Mir kommt das ganze Verfahren seltsam vor.
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