Weihnachtsgeschenke – Warum nicht mal was aus Kinderarbeit?

Kinderarbeit muss verboten werden. Diese Position ist einfach, moralisch einwandfrei – und falsch.

Wer so etwas fordert, macht es sich sehr bequem: Verbote haben zwar eine Auswirkung auf die Wirklichkeit – aber nicht unbedingt die, die damit erreicht werden soll. In den Ländern, in denen Kinderarbeit kein Luxusproblem ist wie bei uns (sollten 13jährige Zeitungen austragen dürfen, damit sie sich schickere Kleidung kaufen können?), arbeiten Kinder und Jugendliche sowieso. Egal, was das Gesetz sagt. Sie müssen es, damit sie und ihre Familien überleben können.

Gesetze, die Kinderarbeit verbieten, nützen den betroffenen Kindern als letztes. Es geht nämlich nicht darum, ob Kinder arbeiten, sondern wie sie arbeiten. Wo Kinderarbeit illegal ist, gibt es nicht keine Kinderarbeit, sondern Kinder, die in der Illegalität arbeiten, und damit viel leichter von ihren Chefs ausgebeutet werden können, weil sie keine einklagbaren Rechte haben. Da gibt es Kinder, die nicht in Unternehmen arbeiten, die für den Export produzieren und bei denen die Weltöffentlichkeit ein Auge auf die Arbeitsbedingungen hat, sondern auf der Straße, im Drogengeschäft oder als Prostituierte.
Kinder, die in rechtlich geregelten Arbeitsverhältnissen arbeiten, sind nicht Opfer, sie haben eine eigene Meinung. Auf Konferenzen der Internationalen Arbeitsorganisation und der UN kommen nur Erwachsene vor – die Vereinigungen von arbeitenden Kindern und Jugendlichen werden nicht ernst genommen und gefragt, wie sie dazu stehen. Wenn man sie fragt, dann sagen sie deutlich: Sie wollen arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen und Bildung zu ermöglichen – aber nicht unter den Bedingungen, in die sie die Illegalität zwingt.

Deshalb: Warum dieses Jahr nicht Weihnachtsgeschenke aus Kinderarbeit?

Dieser Artikel erschien zuerst in der Rubrik Quergedacht im Krokant 4/2009, der Zeitschrift des KjG-Diözesanverbandes Freiburg

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4 Gedanken zu „Weihnachtsgeschenke – Warum nicht mal was aus Kinderarbeit?“

  1. Das Fachblatt The Onion hat kürzlich ebenfalls die vielgescholtene industrielle Revolution dafür gelobt, Millionen von Kindern in Lohn und Brot gebracht zu haben:
    http://www.theonion.com/content/news/industrial_revolution_provides

    Genau hier hat der Kommunismus seine Hausaufgaben nicht gemacht; Kindersowjets hätten Klassenbewusstsein noch vor der Rechtschreibung lehren können.

    Und wie erkenne ich überhaupt ein Produkt aus Kinderarbeit? Alles, wo kein UN-Siegel draufklebt?

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