Schwampel

Das war’s dann wohl. In Sachen Schwampel ist mir noch etwas aufgefallen: Gesundheitspolitisch müßten sich die Grünen nur daran erinnern, daß ihr 5-Mark-pro-Liter-Beschluß auch nichts anderes als eine einkommensblinde Kopfsteuer ist. Ganz ohne Abfederung durch Steuermittel. Und schwupps könnte man die ohnehin alberne Bürgerversicherung in die Tonne kippen und mit der Württemberg-Koalition zusammenarbeiten. (Das fehlt übrigens noch im Feuilleton: eine Auflistung aller möglichen Kombinationen nach Landesfahnen. Nur die rote Schwuchtel – große Koalition unter der Fuchtel der Union mit FDP – müßte man wenig intuitiv Belgien statt Deutschland nennen, der Chancengleichheit willen.)

Große Koalition finde ich nach wie vor gruselig. Klar könnte es zu einem »Kabinett der Besten« kommen, aber das ist ein wohl allzu frommer Wunsch. Man stelle sich ein Tandem Koch-Steinbrück vor, assistiert von Stoiber und Kurt Beck (warum haben eigentlich nur die Grünen mehrere ernstzunehmende weibliche Politiker, die nicht irgendwann abserviert wurden? Und warum sehe ich rosige Möglichkeiten für den Föderalismus und Finanzen, aber schwarz – harhar – für Gesellschaftspolitik?) – und das sind nur die realistischen Möglichkeiten. Stünden (Zwangs-)Abgehalfterte wie Däubler-Gmelin und Süßmuth oder gar Heiner Geisler und (man verzeihe mir meinen wenig evidenzbasierten Personenkult; aber seit der Papst-Begrüßungsrede bin ich noch mehr Fanboy als je) Horscht Köhler zur Verfügung: Was könnte das für eine Regierung sein!

Aber ich sehe nur Mittelmaß mit sich verbündenden Sozialflügeln vor mir.

Wahrheit

Worte, die man sich nicht unbedingt über’s Bett hängen sollte (gerade als Politiker nicht). Dennoch: Tausendmal besser als alle Jesulein-mein-Herz-ist-klein-Multikulti-Ökumene:

»Ich bin Katholik und glaube, dass unser christliches Menschenbild das richtige ist und nicht vergleichbar mit den anderen Menschenbildern, die es anderswo auf der Welt gibt.«

Weniger provokativ ausgedrückt: Mit Beliebigkeit kommen wir auch nicht weiter. Oder wie Quetschenpaua singt: »Ich will keine Toleranz, ich fordere Respekt.«

What would Heiner do?

Eigentlich bin ich ja ein langhaariger Bombenleger – immer aber, wenn ich etwas von Heiner Geißler lese, möchte ich gleich darauf in die CDU eintreten. Zum Beispiel nach dem wirklich hervorragenden Zeit-Interview (Tolle, lege!) mit dem schönen Titel »Die Würde des Menschen ist in Gott verankert«

zeit: Finden Sie nicht, dass der Anspruch Ihres Buches eine Anmaßung ist? Immerhin soll Jesus ja Gottes Sohn gewesen sein. Wie wollen Sie wissen, was der heute dächte?

Geissler: Ich halte mich an den Kern dessen, was er im Neuen Testament gesagt hat. Und Aufklärung im Sinne Kants bedeutet ja wohl auch, jederzeit selbstständig lesen zu können – auch das Evangelium.

zeit: Das nennt man auch Priestertum aller Gläubigen, und es ist eine zutiefst protestantische Haltung. Warum sind Sie eigentlich noch Katholik?

Geissler: Jeder intelligente Katholik ist im Inneren irgendwie auch Protestant. Die Nachfolgeorganisation der Inquisition, die Glaubenskongregation unter Kardinal Ratzinger, kann ja wohl nicht der Maßstab des Glaubens sein… Übrigens haben wir damals auch die Luthersche Rechtfertigungslehre mit ins CDU-Grundsatzprogramm gepackt: Die Würde des Menschen ist unabhängig vom Urteil anderer Menschen, weil sie in Gott verankert ist. Egal, ob du im Abitur durchgefallen oder straffällig geworden bist. Auf das Urteil anderer kommt’s nicht an. Das ist eine befreiende Botschaft.