Wählerwille und Koalitionen

Ein kurzer Zwischenruf, jetzt, wo alle von »Wählerwillen« und Koalitionen, die der angeblich will, sprechen: Gewählt werden Parteien, und daraus folgt für die Koalitionspräferenzen der Wähler erstmal nichts, auch wenn immer noch Lagerdenken vorherrscht.

Nur weil ein Ergebnis bestimmte Koalitionen ermöglicht oder eben nicht, heißt das noch lange nicht, daß man aus den möglichen Koalitionen den Wählerwillen ablesen könnte. Das wäre ein ökologischer Fehlschluß: Der Schluß von Aggregatdaten (die Möglichkeiten, die das gesamte Ergebnis bietet) auf Einzeldaten (was der einzelne Wähler als Koalition will).

(Oder man glaubt an eine quasi-transzendente, sich in Wahlen manifestierende volonté générale à la Rousseau. Auch ein Ansatz.)
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Grüne Direktmandate in Baden-Württemberg

Die Volksparteien schrumpfen, und die große Koalition trägt auch nicht gerade zur Begeisterung bei. Das wäre eigentlich eine gute Gelegenheit, Direktmandate mal nicht nur an SPD und CDU zu verteilen.

Abgesehen von der Linken kommen wohl nur die Grünen in Frage. (Sowieso meine Prognose: In zwanzig Jahren sind die Grünen verläßlich gleichauf mit CDU und SPD. Wenn sich die beiden nicht notvereinigen müssen und die Linke die neue SPD wird.) In den Medien sind zur Zeit einige Interessierte: Krista Sager in Hamburg, Johannes Lichdi in Dresden, in Berlin düfte Ströbele weiterhin gesetzt sein, zwei weitere rechnen sich auch gute Chancen aus. (Die Auswirkungen für die Zusammensetzung der Grünen-Fraktion hat Till Westermayer schon ausgerechnet.)

Baden-Württemberg, Realo-Hochburg, hat auch einige potentielle grüne Direktkandidaten zu bieten. Freiburg, Stuttgart, Tübingen und Heidelberg scheinen zumindest möglich. Ich habe mir die Zahlen angesehen und bewertet: Grüne Direktmandate in Baden-Württemberg weiterlesen

Schwampel

Das war’s dann wohl. In Sachen Schwampel ist mir noch etwas aufgefallen: Gesundheitspolitisch müßten sich die Grünen nur daran erinnern, daß ihr 5-Mark-pro-Liter-Beschluß auch nichts anderes als eine einkommensblinde Kopfsteuer ist. Ganz ohne Abfederung durch Steuermittel. Und schwupps könnte man die ohnehin alberne Bürgerversicherung in die Tonne kippen und mit der Württemberg-Koalition zusammenarbeiten. (Das fehlt übrigens noch im Feuilleton: eine Auflistung aller möglichen Kombinationen nach Landesfahnen. Nur die rote Schwuchtel – große Koalition unter der Fuchtel der Union mit FDP – müßte man wenig intuitiv Belgien statt Deutschland nennen, der Chancengleichheit willen.)

Große Koalition finde ich nach wie vor gruselig. Klar könnte es zu einem »Kabinett der Besten« kommen, aber das ist ein wohl allzu frommer Wunsch. Man stelle sich ein Tandem Koch-Steinbrück vor, assistiert von Stoiber und Kurt Beck (warum haben eigentlich nur die Grünen mehrere ernstzunehmende weibliche Politiker, die nicht irgendwann abserviert wurden? Und warum sehe ich rosige Möglichkeiten für den Föderalismus und Finanzen, aber schwarz – harhar – für Gesellschaftspolitik?) – und das sind nur die realistischen Möglichkeiten. Stünden (Zwangs-)Abgehalfterte wie Däubler-Gmelin und Süßmuth oder gar Heiner Geisler und (man verzeihe mir meinen wenig evidenzbasierten Personenkult; aber seit der Papst-Begrüßungsrede bin ich noch mehr Fanboy als je) Horscht Köhler zur Verfügung: Was könnte das für eine Regierung sein!

Aber ich sehe nur Mittelmaß mit sich verbündenden Sozialflügeln vor mir.