Der Spiegel überrascht mit seinem Weihnachtstitelthema: Kreationismus. Etwas enttäuschend, wie ich finde. Bis jetzt tat sich eben diese Publikation immer mit zwar polemischen, dafür aber unfundierten Religionsthemen hervor, und plötzlich gibt’s keinen völlig undifferenzierten Rundumschlag mehr. Online liest man folgendes:
Doch ein allgemeines Unbehagen angesichts des Triumphzugs der Genome bleibt. Katholiken und Protestanten betonen gern die ethischen Probleme, die damit verbunden sind. Die Skepsis ist überall die Gleiche, denn es geht ans Eingemachte: Wenn alle Geheimnisse des Menschseins ausgeplaudert und in Datenlisten gespeichert und auf Reagenzgläser verteilt sind, dann ist Gott bald so überflüssig wie ein Schreiber mit Federkiel in einer High-Tech-Druckerei. Um die Welt der Biologen zu erklären, braucht ihn kein Mensch mehr.
Mit diesem seltsam zwischen Trotzdem-glauben-Wollen und Unfähigkeit, dem unreflektiertem Naturalismus etwas entgegenzusetzen, pendelndem Artikel wird der Sache ein Bärendienst geleistet. Und zwar nicht nur dem Glauben, sondern auch der Wissenschaft. Die Arkandisziplin Biologie wird verabsolutiert, der naturalistische Fehlschluß feiert fröhliche Urständ, der ontologische Vorrang der Seinsfrage ist auch nur hingeheideggert, und Wissenschaftstheorie hat ausgepoppert. (Wie es anders geht, zeigt der Jesuit Christian Kummer heuer in den Stimmen der Zeit.)