Esprit d'escalier

Gestern abend, Karlsruhe, Südstadt. Drei etwa Zwölfjährige ziehen von Haus zu Haus. Auch ich (diesmal wohlhabend aussehend wg. blauem Wollmantel und mit Visakarte bezahlter Fahrkarte – aber das ist eine andere Geschichte) werde angesprochen: »Möchten Sie für die Kinder in Asien spenden?« Abschätzig mustere ich die Jugend mit mutmaßlichem Migrationshintergrund: »Wenn ich mir euch so anschaue, landet das doch höchstens in Vorderasien …«

Schöne Geschichte, aber leider ab abschätzig erfunden.

Auch dreist, aber weniger kriminell: die Hilfe von OpenOffice.

Je nachdem wie lieb [der Autor einer Datei, fn] Ihnen ist, können Sie ihn nun bitten, das noch einmal zu machen, aber diesmal richtig und mit OpenOffice.org, oder Sie können selbst seine abgelieferte Kopie des Dokuments mit Ihrem Originaldokument vergleichen.

Heimat, du bist wieder mein …

Kaum ist man drei Wochen nicht in der alten Heimat, ist alles anders. Nicht nur, daß die ständige Vertretung des Kienholzclubs bei der KiKaGe plötzlich gelb (quittegeel) gestrichen, dafür aber die Post geschlossen ist, nein: wir haben auch schicke neue 425er zwischen Karlsruhe und Mannheim. Mit Ansage. Automatisch. Ein Graus. Mannheim—Waghäusel ist, zugegeben, schwierig. Aber bis auf die korrekte Anfangsbetonung von Waghäusel läuft alles falsch: Neckarau mit Nebenbetonung und Glottisschlag, und, ganz verheerend, Neu-Lúßheim statt Neúlußheim.

Kino und Kanon

Gestern abend nach dem sehr zu empfehlenden Film »Lost in Translation« ging’s, wie so oft, noch ins ebenfalls sehr zu empfehlende »Königin von Saba«, um die aktuelle Bildungsmisere zu bejammern. Thema unter anderem: Welche drei Texte sollte jeder gelesen haben? Meine Antwort:

  1. Epikur, »Brief an Menoikeus«
  2. Immanuel Kant, »Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?«
  3. Heinrich Böll, »Brief an einen jungen Katholiken«

Die Schauburg hat übrigens die verdienstvolle Einrichtung der »14-Tickets-Regel«, die nicht nur ab und an zu einer Freikarte führt, sondern durchaus auch der Gedächtnisstütze über das vergangene (Kino-)Jahr dient:

Die Unbarmherzigen Schwestern, Casablanca, Good Bye, Lenin, Berlin Babylon, Frida, Metropolis, La Strada, City of God, Lichter, Das Gesetz der Begierde, Herr Lehmann, Sonnenallee, Kill Bill Vol. 1, Dogville, Die Träumer, Lost in Translation, Kalendergirls.

Was ich in der Kinemathek, dem Cinema Quadrat und anderen Kinos gesehen habe, läßt sich nicht so einfach rekonstruieren:

Matrix I, Matrix II, Herr der Ringe I–III, Seom, Ich kenn’ keinen, Best of shorts (Lesbisch-Schwule Filmtage Karlsruhe), Findet Nemo, Das Fliegende Klassenzimmer, Ten.

Political Correctness. »?«–»!«

Prof. Dr. Aitaç lehrt in Ankara Germanistik und beschäftigt sich unter anderem mit Thomas Mann. Durchaus von Vorurteilen und Chauvinismen getrieben, stelle ich mir dort akademische Dispute sehr amüsant vor: »Paß dich auf, sonst hol ich Joseph und seine Brüder

Wenn wir schon haarscharf am Thema vorbei sind: Volkes Seele macht sich um die Karlsruher Oststadt Gedanken – Karlsruhe Kulturhauptstadt 2010? Nicht nur deswegen (sondern auch wegen Platzverweisen und Ex-Steffi): lieber nicht.