In meinem letzten Artikel, »Der Papst der Moderne«, habe ich reichlich theoretisch darüber gesprochen, daß Kategorien immer fragwürdiger werden und dadurch – praktisch wie theoretisch – kirchliches Handeln, das auf ganz klaren richtig–falsch, schwarz–weiß-Kontrasten aufbaut, immer problematischer wird. Zwei Texte sind mir seither untergekommen, die das noch einmal gut illustrieren. Norbert Lammert zu »Wahrheiten und Mehrheiten«, und ein Artikel von Marian Ronan in Religious Dispatches zur gar nicht so einfachen Definition der Homoehe.
Schlagwort: Geschlechtergerechtigkeit
Wozu Parität?
Zur Zeit tagt in Altenberg die Bundeskonferenz der Katholischen jungen Gemeinde (KjG). Auf dem Zeitplan stehen viele Anträge, in einigen wird auch das Thema Geschlechtergerechtigkeit in den Verbandsstrukturen verhandelt, das bei der KjG traditionell einen hohen Stellenwert hat. Die KjG ist 1970 aus einem Zusammenschluß aus der Katholischen Jungmännergemeinschaft und der Katholischen Frauenjugendgemeinschaft entstanden; daher auch der bisher strenge Grundsatz, Gremien geschlechterparitätisch zu besetzen. Dieser Grundsatz bröckelt: Geschlechtergerechtigkeit wird weiterhin hochgehalten, nur die alten Instrumente (Parität, geschlechtsgetrennte Konferenzen im Rahmen der allgemeinen Konferenz) werden immer mehr hinterfragt.
Bereits im letzten Jahr habe ich in der Verbandszeitschrift Moxie einen Kommentar zum Thema geschrieben – ich glaube, daß die Entwicklung damit zusammenhängt, daß die erreichte Gleichberechtigung zu einer Generation an jungen Leuten geführt hat, die die Gleichberechtigung insgesamt für erreicht halten und daher explizite Instrumente gegen immer noch wirkmächtige patriarchale Strukturen und für eine Einbeziehung möglichst diverser Sichtweisen (das ist der positive Sinn von Parität) ablehnen – das, was bei den Piraten »postgender« heißt und bei der CDU Kristina Schröder.
Mein Kommentar aus dem letzten Jahr paßt zu den aktuellen Debatten (soweit ich sie über Twitter verfolgen kann) immer noch sehr gut: