Rollen im Postprivaten

In der FAZ (via wiesaussieht) deutet Harald Welzer den Fall Wulff als Selbstmißverständnis: Wulff verwechsle und vermenge seine Rolle als Privatmann und seine Rolle als Präsident. Welzer schreibt dieses Versäumnis Wulff als persönlichen Fehler zu. Das Rollenmißverständnis hat aber auch einen Aspekt über die Persönlichkeit im besonderen hinaus: Diese Vermengung von privater und politischer Rolle ist nicht nur persönliche Unzulänglichkeit – sie ist gleichzeitig Nebenprodukt und Desiderat eines modernen, eines piratigen Politik- und Öffentlichkeitsverständnisses.
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Der post-private Übermensch

mspro entwickelt gerade eine Ethik des radikalen Rechts des Anderen; auf der Basis von Hannah Arendt und Emmanuel Levinas denkt er radikal durch, was Öffentlichkeit im Zeitalter des weitgehend transaktionskostenfreien Kopierens, Verknüpfens und Abfragens bedeutet: »Das radikale Recht des Anderen ist die Souveränität beim Filtern«, ist mspros Lösungsvorschlag.

Vorweg, wo ich mit mspro völlig einig bin: Das Konzept der digitalen Öffentlichkeit ist von grundsätzlicher Wichtigkeit, um überhaupt zielführend über Netzregulierungen und Urheberrecht zu diskutieren. (Ich habe das in meinem Artikel Der Öffentlichkeit nicht den Boden entziehen. Anforderungen an ein neues Urheberrecht diskutiert.) In der Analyse des Kontrollverlustes stimme ich ihm zu; das hergebrachte Datenschutz-Prinzip der »Zweckbindung« schränkt die Öffentlichkeit zu sehr ein, als daß es ein sinnvolles Prinzip für die Nutzung jeglicher Art von Daten wäre.

Problematisch finde ich nur die ethischen Implikationen, die er daraus zieht, denn mspros Ethik ist eine Ethik des Übermenschen.
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