Die Freiheit der Sexistin

Meinen Vortrag zum Thema Bloggen und Gender habe ich im Rahmen einer Veranstaltung der spanischen EU-Ratspräsidentschaft gehalten. Wenn ich richtig aufgepaßt habe, war ich der einzige (nach den salbungsvollen Einführungsworten), der auch nur das Wort »freedom of speech« in den Mund genommen hat bei dieser EU-Tagung. Aus meiner handvoll Tweets kann man mein Fazit zusammenbasteln:

Mit dieser EU werde ich nicht warm: Die reden hier die ganze Zeit ueber Strafen und Regulierung und staatliche inhaltliche Kontrolle. (15.27 Uhr) Anscheinend sagt genau niemand etwas zum Thema Meinungs- und Pressefreiheit, von Selbstregulierung haelt auch niemand was. Creepy.(15.29 Uhr) Hier trifft frommer Regulierungsglaube auf Freiheitsrechte. (11.27 Uhr)

So wenig überraschend das für mich ist (über die EU-Regulierungsfrömmigkeit habe ich ja schon mal in Sachen Maultasche geschrieben), so schade finde ich das: Soll Geschlechtergerechtigkeit tatsächlich nur mit obrigkeitsstaatlichen Methoden erreicht werden, durch Umerziehung, Sanktion und Zwang? Wo sind die liberalen Ansätze?
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Schnapsidee Alkoholverbot

Mittlerweile haben wir hier in Baden-Württemberg das Nachtalkoholverkaufsverbot für Tankstellen, das zum Exportschlager zu werden droht. Zum Schutz der Jugend vor Komasaufen und Alkoholexzessen, versteht sich. Tatsächlich ist es hauptsächlich Klientelpolitik für Gaststätten – und dennoch: Die Rhetorik vom Jugendschutz zieht. Und daran zeigt sich einiges darüber, was falsch läuft in der Politik.
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Bildung statt Schulpflicht

Spiegel online hat vor kurzem über einen Mann berichtet, der ohne Abitur und abgeschlossenes Medizinstudium als Chirurg praktiziert hat. Die Deutung der Autorin:

[…] E.s Geschichte ist nicht nur die Geschichte eines Kriminellen, sondern auch die Geschichte eines Systems, das nicht genau hinschaut.

Das reicht zu kurz. Die Deutung bleibt oberflächlich. Simone Utler liefert ein Psychogramm eines zwar klugen, aber geltungssüchtigen Scharlatans ab. Das System wird hingenommen statt hinterfragt, das Problem ist nicht das System, sondern daß das System nicht konsequent genug agiert. Die wirklichen Fragen, die der Fall aufwirft, werden nicht angegangen: Die Undurchlässigkeit des Bildungssystems, das Problematische am Zwang zur formalen Bildung. Aber wir sind ja im Ressort »Panorama« …
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Mannheimer Kodex

Der Mannheimer Gemeinderat hat sich, zusätzlich zur Geschäftsordnung, einen Verhaltenskodex gegeben. (Die BZ berichtete.) In acht Punkten werden Selbstverständlichkeiten geregelt: Auf die Sitzungen vorbereiten, pünktlich sein, aufmerksam zuhören. Alle Fraktionen haben den Kodex unterschrieben, nur die Mannheimer Liste (die als politischer Arm des Féuerio gilt) nicht, die sich mit markigen Worten dagegen wendet:

Derartige Selbstverpflichtungen sind uns nur aus Glaubensgemeinschaften, bei Schneeballsystemen und aus der DDR bekannt.

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Erziehung

Der Hildesheimer Bischof Homeyer hat zur Erziehung zum Querdenken aufgerufen. Nicht nur der Nationalsozialismus, sondern auch das Heute fordere zum Widerstand heraus.

Recht hat seine Exzellenz. Ob meine Eltern allerdings damit rechthaben, meiner vierzehnjährigen Schwester Ausgang bis um zwölf zu gewähren? Ich zumindest mußte mit 16 noch um elf zuhause sein. So ändern sich die Zeiten.