Gegen die mediale Normalisierung bürgerrechtlicher Wurstigkeit

Fleisch, Autobahn, Tatort. Wer diese Dreifaltigkeit der deutschen Zivilreligion angreift, macht sich unbeliebt. Einige grüne Rechtspolitiker_innen (sowieso der Häresie an zwei der Gestalten verdächtig) haben die dritte angegriffen: Unter @tatortwatch wird der Sonntagstatort live per Twitter einem Grundrechtecheck unterzogen. (Die Livevariante des verdienstvollen Zeit-Artikels von Sabine Rückertselben Ziels.) Und natürlich sind die Reaktionen nicht nur positiv. Ich finde @tatortwatch großartig: Die mediale Normalisierung von bürgerrechtlicher Wurstigkeit bis hin zu Polizeigewalt wird sichtbar, Rechte gegenüber der Polizei deutlich gemacht.
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Wo Sittlichkeit in Recht überschwappt

Staatlichkeit hat mit Ordnung zu tun; Recht und Gesetz sollen das Zusammenleben ordnen und Freiheit sichern. Falsch verstanden führt das dazu, daß private Sittlichkeit ins Recht überschwappt und eine Zwangsordnung die Freiheit beschneidet. Besonders gefährdet sind alle Formen von Freiheitsausübung, die »unsittlich«, maßlos, animalisch und körperlich scheinen. Früher regelte man am liebsten im Schlafzimmer. Heute geht es gegen Alkohol.
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Und der BDK weinte bitterlich

(Quelle: @marax79 via Twitpic)
Selten habe ich eine Pressemeldung mit so viel Vergnügen gelesen wie die jüngste des Bundes der deutschen Kriminalbeamten, einen offenen »Brief des Bundesvorsitzenden i.S. Vorratsdatenspeicherung an Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel«.

Weinerlich legt der große Vorsitzende dar, daß der Untergang des Abendlandes droht. (Man möchte ihn in den Arm nehmen und ihm zum Trost Georg Kreisler vorsingen.) Immerhin: Das Pressemeldungsstimmungsbarometer, das ansonsten nur “mit Entsetzen/Enttäuschung/großer Betroffenheit” u.ä. kennt, wurde erweitert um »konsterniert nehmen wir zur Kenntnis«, daß nämlich, ja daß es eine Konsequenz hat, wenn Gesetze verfassungswidrig sind.

Bemerkenswert an der Pressemeldung ist aber nicht nur die Schadenfreude, die sie erzeugt. Bemerkenswert ist die ehrliche Furcht ihres Autors, daß sich etwas ändert in Sachen Grundrechte, daß man der Polizei eben nicht mehr jeglichen erdenklichen Kredit schenkt. Es ist nicht nur Pressemeldungsbefindlichkeitsanzeige: Man ist wirklich konsterniert.

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