Diese Woche habe ich netto gut einen Arbeitstag mit Facebook-Kommentaren verbracht, es ging um Religionsfreiheit, Laizität und Burkinis. Ich habe mich bemüht, sachlich und höflich auf alle einzugehen. Das hat sich gelohnt: Quantitativ sowieso, weil meine fast 100 Kommentare (von insgesamt gut 800) die Interaktion befeuern und Reichweite bringen. Aber auch qualitativ. Immer wieder zeigt es sich: Wenn der Autor, wenn die Redaktion mitdiskutiert, zivilisiert das eine Diskussion. Es hilft, wenn auch die nervigsten Erfindungen, Mutmaßungen und selektiven Informationen gekontert werden.
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Schlagwort: Medienethik
Gegen die mediale Normalisierung bürgerrechtlicher Wurstigkeit
Fleisch, Autobahn, Tatort. Wer diese Dreifaltigkeit der deutschen Zivilreligion angreift, macht sich unbeliebt. Einige grüne Rechtspolitiker_innen (sowieso der Häresie an zwei der Gestalten verdächtig) haben die dritte angegriffen: Unter @tatortwatch wird der Sonntagstatort live per Twitter einem Grundrechtecheck unterzogen. (Die Livevariante des verdienstvollen Zeit-Artikels von Sabine Rückertselben Ziels.) Und natürlich sind die Reaktionen nicht nur positiv. Ich finde @tatortwatch großartig: Die mediale Normalisierung von bürgerrechtlicher Wurstigkeit bis hin zu Polizeigewalt wird sichtbar, Rechte gegenüber der Polizei deutlich gemacht.
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Erinnern und Verzeihen
Der hervorragende Podcast »This American Life« hat eine Folge über die Arbeitsbedingungen bei Apple-Zulieferern zurückgezogen. Mike Daisys eindrücklich szenische Solo-Lesung, in der er über seinen Besuch in Shenzhen berichtet, war in wesentlichen Teilen erfunden. Der redaktionelle Prozeß wurde in der Podcast-Folge Retraction geschildert, inklusive eines ausführlichen Interviews mit Daisy.
Selten habe ich mich so unwohl gefühlt beim Podcast-Hören.
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Der Feind meines Feindes
Bei aller berechtigten Häme, die der Welt-Artikel zum Sortiment von Weltbild erzeugt, ist mir der Tenor des Buzz doch etwas suspekt: Völlig kritiklos wird ein Artikel weitergegeben, der in seinem denunziatorischen und verklemmt-sexualisierten Ton 1:1 kath.net entstammen könnte. (Und in der Tat publiziert der Autor Bernhard Müller dort und gibt – wie auch unter dem Artikel steht – das im Artikel erwähnte »PUR Magazin« heraus.)
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netzpolitik.va – was die CDU vom Vatikan lernen kann
Die Netzpolitik der CDU ist bekanntlich verheerend. Alte Herren mit Kugelschreibern, Internetausdrucker, und überhaupt ist das Internet erstmal böse, dann virtuelle Flyerabwurfstelle, dann wieder böse und erst dann auch Chance für die Wirtschaft.
Das ist keine konservative Politik, das ist im wesentlichen populistische Realitätsverweigerung. Aber es geht auch anders: Aus dem Vatikan gab es bereits 2002 zwei hellsichtige Texte des Päpstlichen Rats für die sozialen Kommunikationsmittel (bei der Bischofskonferenz als Arbeitshilfe Nr. 163): Ethik im Internet (EiI) und Kirche im Internet (KiI).
Diese Texte sind moderner, vernünftiger und informierter als alles, was bei der CDU unter Netzpolitik firmiert. Anstatt sich per KNA-Interview an den Papst ranzuwanzen, um katholische Wähler zu überzeugen, sollte die Kanzlerin lieber diese Papiere für die CDU-Netzpolitik umsetzen.
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