Drumrum routen

Auf der Re:publica war ich bei der Session »Der digitale Dorfplatz: privat oder öffentlich?«, auf der recht schnell ein Regulierungsbedarf sozialer Netze Konsens war, wenn auch mit unterschiedlichen Akzenten. Bei Sascha Lobo war es die UNO, die einen Rechtsrahmen setzen soll, bei Martina Pickhardt eine Vergenossenschaftlichung Facebooks. Jedenfalls sei Facebook allein unter Regulierung der Betreiberfirma kein tragbarer Zustand. Auch recht schnell Konsens war, daß die Metapher vom digitalen Dorfplatz nur als Stabreim bestehen kann.

Was den Dorfplatz angeht, stimme ich zu – nur die Frage nach der Rolle privatwirtschaftlicher Akteure und deren Regulierungsbedarf finde ich so einfach nicht zu beantworten. Auf meine Frage hin, ob nicht in der Vergangenheit Öffentlichkeit auch schon unter privaten Regulierungsregime konstituiert wurde, und damit in dieser Hinsicht gar keine völlig neue Situation vorliege, wurde ich von Lobo recht knapp abgekanzelt, das sei überhaupt nicht zu vergleichen.

Meine Meinungsbildung ist noch nicht abgeschlossen, und daher hier ein paar teilweise unsortierte Gedanken zur Situationsbeschreibung – und auch der Versuch, ein paar unfertige Ideen zu einem möglichen ordnungspolitischen Rahmen.

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Wer besudelt hier wen?

Zum aktuellen Titanic-Titel habe ich noch nichts geschrieben; ich halte ihn für einen extrem zuspitzenden, aber guten Kommentar.

Norbert Geis hat nun in der Tagespost einen Artikel veröffentlicht, den ich für den eigentlichen Skandal halte: »Unüberbietbare Besudelung«.

Theologisch verwischt er die Kernbotschaft des Christentums, und politisch dehnt er den § 166 StGB (den alten »Gotteslästerungsparagraphen«) so weit, daß der Staat nur noch vordergründig ein säkularer bleibt (da muß man sich dann über die Außenwirkung des Christentums nicht wundern).

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Ökologie? Der moderne Ersatz für Glauben

Klimawandel wird von einem britischen Gericht nun also wie eine Religion behandelt. Das fordert süffisante Kommentare geradezu heraus, und mit klammheimlicher Freude lese ich Überschriften wie »The Church of the Very Sad Polar Bears«.

So einfach ist es aber dann doch nicht. Klimawandel ist nicht zur Religion erklärt worden. Geprüft wurde, ob eine ökologische Einstellung analog zu Religion zu behandeln sei gemäß den britischen Employment Equality (Religion or Belief) Regulations. Die Entscheidung, den schwammigen Anwendungsbereich des Gesetzes (»›religion or belief‹ means any religion, religious belief, or similar philosophical belief.«) auf eine ökologische Grundhaltung auszudehnen, bringt Probleme mit sich – über die Probleme, die jeder Versuch einer gesetzlichen Regelung gegen Diskriminierung mit sich bringt.
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Tyrannei der Masse 2.0?

Mit Twitter und anderen Social Networks zieht durch Quantität eine neue Qualität in die öffentliche Debatte ein. Das wirft ein interessantes Paradox auf: Ist diese massenhafte freie Rede eine Gefahr für die Redefreiheit? Führt die Möglichkeit massenhafter freier Rede zur Tyrannei der Massen?
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Demokratie

A healthy democracy requires people willing to draw the president as a sock puppet.

Das schreibt David C. Simpson, der Zeichner von Ozy and Millie, einem der besten Webcomics überhaupt, zu einem Comic, wo er genau das tut. Und: Recht hat er.

Ansonsten meine ich zu den aktuellen Wahlergebnissen: der letzte Schauspieler, der Gouverneur wurde, war schlimmer, und der letzte Österreicher, der im Ausland an die Regierung kam, sowieso.