Versuch über Materie und Leiblichkeit

Zeichnung von Descartes
Descartes entwirft einen holographischen Arzt.
Descartes diagram“ by René Descartes(?) – Scanned from Dagfinn Døhl Dybvig & Magne Dybvig (2003). Det tenkende mennesket. Oslo: Tapir akademisk forlag. ISBN 8251918642. Page 173. Which had it from Descartes: The World and Other Writings. Cambridge U.P. 1998.. Licensed under Public Domain via Wikimedia Commons.

Star Trek hat – im Rahmen der Erfordernisse des Plots – eine post-scarcity economy: Grundsätzlich gibt es dank Warp-Antrieb und Replikator weder Energie- noch Materie-Knappheit (außer wenn man die Ferengi als sekundärantisemitische Karikaturen aufbauen, Bajoraner in die Minen schicken oder Handelsverhandlungen führen will).

Weniger futuristisch dagegen: Die Materialität von Information. Wenn Voyager Briefe aus der Heimat empfängt, verteilt Neelix die Briefe einzeln per Padd an die Crew, und besonders frappierend: Es gibt ein virtuelles, missionskritisches Crewmitglied, den holographischen Arzt, und niemand macht eine Sicherungskopie, selbst wenn man ihn über dubiose Relays kurzzeitig in den Alphaquadranten schickt.

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Der Papst der Moderne

Ist der Papst, ist der Vatikan, ist die Kirche in der Moderne angekommen? Es häufen sich die Artikel mit dieser Fragestellung (zuletzt etwa Jan-Heiner Tück in der NZZ); gemeint ist natürlich: Im Jetzt angekommen.

Wird die Frage nach der »Moderne« gestellt, verstellt das einen wichtigen Zug in der Theologie Benedikt XVI. und der Kirche überhaupt: Daß sie nämlich in ihrer Lehre und ihrem Handeln im geistesgeschichtlichen Sinn eine Institution der Moderne par excellence ist – und genau das ist das Problem. Während umgangssprachlich die Kirche nicht modern ist, ist der Kern der benannten Probleme ihr Ausblenden postmoderner Theorie, Praxis und Lebenswelten.

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Natürlich! Nietzsche, Wikipedia und die Moderne

Natur hat immer Recht!
Natur hat immer Recht!

Heute habe ich Tee gekauft. Beim Teeladen neben der Post bin ich nicht nur wegen dem 2,20-Euro-Wühltisch stehengeblieben, sondern auch wegen des Slogans: »Die Natur hat immer recht!« Protzig mit Ausrufezeichen in Wordart und Comic sans; dann muß es ja wohl stimmen.

»Die Natur hat immer recht!« ist wohl nicht augenzwinkernd gemeint: daß die Natur das letzte Wort hätte (omnia vincit mors). Vielmehr ist es ein esoterischer Gemeinplatz: Was aus der Natur kommt, muß gut sein. Die Kehrseite: »Chemie« ist böse. Hinter diesem kleinen, unschuldig gemeinten Slogan sehe ich eine – wenn auch unbewußte – Anspielung auf Nietzsche, wenn nicht sogar eine Nietzscheanisierung der Gegenwart.
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Gegen den gesunden Menschenverstand

Gestern habe ich mich mit der Frage beschäftigt, ob Politik für die Piraten wertfrei funktioniert. Ein weiteres Thema gehört dazu: Die Frage nach dem immer wieder betonten gesunden Menschenverstand. Den halte ich nicht nur in der Piratenpartei für überbewertet.

Descartes beginnt den ersten Abschnitt seines Discours de la méthode so:

Der gesunde Verstand ist das, was in der Welt am besten vertheilt ist; denn Jedermann meint damit so gut versehen zu sein, dass selbst Personen, die in allen anderen Dingen schwer zu befriedigen sind, doch an Verstand nicht mehr, als sie haben, sich zu wünschen pflegen.

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