Ionescos Klingonen. Beobachtungen zu Star Trek: Discovery

Lycosthenes, Rhinoceros
By https://wellcomeimages.org/indexplus/obf_images/84/e7/fd14659fef2b32da3dcc45b96560.jpgGallery: http://wellcomeimages.org/indexplus/image/L0005344.html, CC BY 4.0, Link

Endlich wieder Star Trek in der eigentlichen Darreichungsform: Als Fernsehserie. Nach den ersten beiden Folgen bin ich optimistsch. Mit »Enterprise«, der seltsam aus der Zeit gefallenen Vorgängerserie (für mich fühlte sie sich immer an wie eine Kopie von TNG-Monster-of-the-week-Folgen, nur mit blasseren Charakteren), und den JJ-Abrams-Filmen (mit allzu glattgebügeltem Action-Reboot) konnte ich nichts anfangen. Discovery wirkt zunächst zeitgemäß: Story Arc statt Monster of the week, eine zeitgemäße Ästhetik, Zeit zum Erzählen. Discovery ist aber auch Star Trek: Ein wenig Vertrautheit mit dem Stoff hilft beim Verständnis (Kahless, Sarek, die vulkanische Kultur werden nicht eingeführt); kleine Details (die Geräusche in den Raumschiffen, die optisch überhaupt nichts mit den bekannten dieser Ära aus TOS und ENT zu tun haben; der Klappkommunikator; die pistolenförmigen Phaser) verankern auch die auf Stand gebrachte Ästhetik im Serienuniversum. Ionescos Klingonen. Beobachtungen zu Star Trek: Discovery weiterlesen

Konrad Simon Landersdorfer – der erste Altbischof der Welt?

Wappen von Simon Konrad Landersdorfer und Bistum Passau
Aus der marianischen Votivkirche Passau: Das Bischofswappen von Simon Konrad Landersdorfer (1880-1971), Bischof von Pasau 1936–1968, und das Bistumwappen von Passau.
Von Photo: Andreas Praefcke – Eigenes Werk (own photograph), Gemeinfrei, Link

Mein Artikel über die Debatte zur richtigen Rolle eines zurückgetretenen Papstes, der heute bei katholisch.de Aufmacher ist, ist ohnehin zu lang – ein interessantes Rechercheergebnis ist dort daher nur angedeutet. Im Wikipedia-Artikel zu Altbischöfen bin ich auf diese Passage gestoßen, leider unbelegt:

Der erste Bischof, der offiziell als Altbischof bezeichnet wurde, war der damalige Passauer Oberhirte Simon Konrad Landersdorfer nach seinem altersbedingten Rücktritt 1968.

Ist das so? Ich bin dem auf die Spur gegangen.

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Digitale Lebenswelten

Searching for the Internet, Iselin, CC-BY-2.0
Foto: “Searching for the Internet” von Iselin, CC-BY-2.0

Im Blog der BDKJ-AG “Digitale Lebenswelten” habe ich einen Essay veröffentlicht – ein Rundumschlag zum digitalen Wandel.

Alles Neuland, oder was? Worum geht es eigentlich, wenn von »Digitalen Lebenswelten« die Rede ist? Ist alles anders? Ist alles so wie früher, nur mit mehr WLAN? Das Netz verändert die Gesellschaft – wie wir miteinander reden, was wir unter öffentlich und privat verstehen, wie wir uns organisieren.

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Zu religiös für den Staat

Das Berliner Neutralitätsgesetz ist ein ausgesprochen kurzes Gesetz, das mit einer Lüge beginnt: “Alle Beschäftigten genießen Glaubens- und Gewissensfreiheit und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses.” Diese Freiheit wird mit dem Gesetz jenen Staatsbeschäftigten verwehrt, deren Glauben sich nicht auf einen unauffälligen, rein innerlichen Sonntagsglauben reduzieren lässt: Die Muslima, die das Kopftuch für eine religiöse Pflicht hält. Der Jude, der Kippa trägt. Und die Christin, der das Kreuz um den Hals per Dienstanweisung verboten wird.

Weiterlesen bei katholisch.de katholisch.de: Standpunkt: Zu religiös für den Staat

Auch lesenswert dazu: Malte Lehming im Tagesspiegel zu Abgrenzungsschwierigkeiten und Widerspruchsgeist, Franziska Holzfurtner bei den Salonkolumnisten zu protestantischer Innerlichkeit als Ideal freiheitsfeindlicher Religionspolitik.

Netzpolitische Impulse aus der Bischofskonferenz

Medienbildung und Teilhabegerechtigkeit
So sieht die Arbeitshilfe aus.
Die Publizistische Kommission der Deutschen Bischofskonferenz hat eine Stellungnahme zu Netzpolitik veröffentlicht. »Medienbildung und Teilhabegerechtigkeit. Impulse der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz zu den Herausforderungen der Digitalisierung« lautet der wenig twittergeeignete Titel – an der Arbeitsgruppe, die das Papier erarbeitet hat, war ich beteiligt.(Bei katholisch.de habe ich auch ein wenig darüber geschrieben.)

Ich bin sehr zufrieden mit unserer Arbeit und dem Beschluss der Bischofskonferenz: Eine Stellungnahme auf der Höhe der Zeit, die aus kirchlicher Sicht eine ordnungspolitische Gestaltung des Netzes konstruktiv begleitet.

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Höfliche Konter

Kommentarspalte (Symbolbild)
Kommentarspalte (Symbolbild)

Diese Woche habe ich netto gut einen Arbeitstag mit Facebook-Kommentaren verbracht, es ging um Religionsfreiheit, Laizität und Burkinis. Ich habe mich bemüht, sachlich und höflich auf alle einzugehen. Das hat sich gelohnt: Quantitativ sowieso, weil meine fast 100 Kommentare (von insgesamt gut 800) die Interaktion befeuern und Reichweite bringen. Aber auch qualitativ. Immer wieder zeigt es sich: Wenn der Autor, wenn die Redaktion mitdiskutiert, zivilisiert das eine Diskussion. Es hilft, wenn auch die nervigsten Erfindungen, Mutmaßungen und selektiven Informationen gekontert werden.
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Anderswo geschrieben: Burkinis, Religionsfreiheit und Alltagstechnik

Bei katholisch.dekatholisch.de kommentiere ich Burkinis – und Religionsfreiheit für alle Religionen: Was uns von Saudi-Arabien unterscheidet. Auf Facebook war das sehr betreuungsintensiv.

Im TechniktagebuchTechniktagebuch geht’s um französische Selbstscankassen, Facebook-vermittelte Fürbitten, Ausstellungstechnik im Museum, zentralisierte Hotelunterhaltung und einen DDOS-Angriff, der die Geographie des Netzes sichtbar macht.

Christliche Politik ist inklusiv, nicht identitär

Schlechtwetter in Europa.
Schlechtwetter in Europa.

Papst Franziskus nimmt den Karlspreis entgegen – und hält das flammendste Plädoyer für Europa, das es seit langem zu hören gab – und würdigt die Gründerväter der europäischen Einigung.

Das kommentiere ich bei katholisch.dekatholisch.de:
Franziskus weckt das müde Europa – Der Papst gibt dem alten Kontinent Nachhilfe in europäischen Werten

Aber nicht nur in Richtung der allgemeinen Politik und der europäischen Bürger_innen zielt die Rede – sie trägt auch viel bei zur Grundlegung einer christlich verantworteten politischen Ethik. Was das sein soll, ist nach dem Ende der homogenen Milieus nicht mehr so klar – ob es nun um die alte Frage nach dem C in den Unionsparteien geht oder um osteuropäischen identitären und autoritären Chauvinismus geht. Franziskus stellt eins klar: »christliche« Politik ist keine identitäre, die sich vom Anderen, Fremden, abgrenzt, und die ihre Christlichkeit in der Unterscheidung sucht. Christliche Politik ist eine inklusive, die auf andere zugeht.

Franziskus’ Dreischritt des christlichen Humanismus, der aus Integration, Dialog und der Fähigkeit, etwas hervorzubringen (Produktivität und Teilhabe) besteht, ist jedenfalls ein wichtiger Impuls für die Sozialethik, für den politischen Katholizismus – und womöglich auch für die Reflexion des Bestandes katholischer Moral.

Weg mit den verhärteten Fronten im Urheberrechtsdiskurs!

»Das Urheberrecht muß teilen lernen«, habe ich beim Netzpolitik-Kongreß der Evangelischen Jugend gesagt. Wie schon im Frühjahr bei »Kirche im Web« ging es mir nicht nur um die Inhalte einer Urheberrechtsreform, die den Rahmenbedingungen einer Öffentlichkeit unter den Vorzeichen der Digitalisierung gerecht wird, sondern auch um die Frage, wie eine solche Weiterentwicklung realpolitisch zu erreichen wäre.

Sketchnote von @lebelieberlive zum Vortrag
Sketchnote von @lebelieberlive zum Vortrag

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Fun fact: Macs sind katholisch, Unix evangelisch

Computus-Tafel
Computus-Tafel und Ewiger Kalender als Kreisscheibe, gültig für den julianischen Kalender. (gemeinfrei)

Macs sind katholisch, DOS ist protestantisch – so argumentiert Umberto Eco. Dafür habe ich heute einen erstaunlichen Beleg gefunden bei der Recherche (für katholisch.de habe ich aus aktuellem Anlaß einen Artikel über die Geschichte und die Kontroversen ums Osterdatum geschrieben) – und zwar in Systemprogrammen von Mac und Unix.

Nicht umsonst heißt die Kunst der Osterberechnung auf lateinisch computus. Fun fact: Macs sind katholisch, Unix evangelisch weiterlesen