Diese Woche habe ich netto gut einen Arbeitstag mit Facebook-Kommentaren verbracht, es ging um Religionsfreiheit, Laizität und Burkinis. Ich habe mich bemüht, sachlich und höflich auf alle einzugehen. Das hat sich gelohnt: Quantitativ sowieso, weil meine fast 100 Kommentare (von insgesamt gut 800) die Interaktion befeuern und Reichweite bringen. Aber auch qualitativ. Immer wieder zeigt es sich: Wenn der Autor, wenn die Redaktion mitdiskutiert, zivilisiert das eine Diskussion. Es hilft, wenn auch die nervigsten Erfindungen, Mutmaßungen und selektiven Informationen gekontert werden.
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Schlagwort: Medien
Bericht: Blogger auf den Barrikaden
Über das von mir moderierte Podium »Blogger auf dem Barrikaden beim Katholikentag habe ich schon berichtet. Die vielen Reaktionen habe ich per Storify zusammengestellt zu einem kleinen Nachbericht.
Ergänzung, 22. Mai 2012: Mittlerweile ist auch der Bericht der Gesellschaft katholischer Publizisten online, in dem es nochmal mehr Bilder gibt. (Das Podium wurde unter Federführung der GKP vorbereitet, meine Moderationskollegin Beate Schneiderwind ist dort im Vorstand kooptiertes Mitglied.)
Einladung: Podium Blogger auf den Barrikaden
Nächste Woche ist der Katholikentag in Mannheim. (Für internet people: Das ist die Re:publica für den katholischen Teil der 30 Millionen.) Das Podium »Blogger auf den Barrikaden. Die Rolle der Medien am Beispiel der Arabischen Revolution« habe ich mit vorbereitet und werde es auch gemeinsam mit Beate Schneiderwind von der GKP moderieren. Unser Schwerpunkt liegt, bedingt durch unsere Gäste, auf Ägypten.
Das wird kein Podium, bei dem von vornherein schon alle Antworten feststehen – dafür aber einige Fragen, um die es gehen wird:
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Rollen im Postprivaten
In der FAZ (via wiesaussieht) deutet Harald Welzer den Fall Wulff als Selbstmißverständnis: Wulff verwechsle und vermenge seine Rolle als Privatmann und seine Rolle als Präsident. Welzer schreibt dieses Versäumnis Wulff als persönlichen Fehler zu. Das Rollenmißverständnis hat aber auch einen Aspekt über die Persönlichkeit im besonderen hinaus: Diese Vermengung von privater und politischer Rolle ist nicht nur persönliche Unzulänglichkeit – sie ist gleichzeitig Nebenprodukt und Desiderat eines modernen, eines piratigen Politik- und Öffentlichkeitsverständnisses.
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Ausgerechnet die Kirche?
Die Süddeutsche Zeitung hat unter dem Titel »Zollitsch: Reiche stärker besteuern« eine Meldung der DPA (dort noch neutraler mit »Zollitsch: Spitzen-Einkommen stärker besteuern« überschrieben) aufgegriffen. Der Inhalt ist reichlich unspektakulär, auf dieser Linie argumentiert die Kirche schon seit langem.
Interessant finde ich, wie die Süddeutsche den Text anteasert: »Ausgerechnet die katholische Kirche plädiert nun auch dafür, den Reichen höhere Steuern abzuknöpfen.« Warum »ausgerechnet«? (Erklärt wird es im Artikel nicht.) Aus diesem Anreißer lese ich eine nicht durch Sachkenntnis, sondern durch Ressentiments getriebene Berichterstattung. Wie kommt man sonst auf dieses »ausgerechnet«? Dahinter scheint mir eine lose Assoziationskette Kirche = CDU = Mächtige = Reiche = für Privilegien von Reichen zu stehen, bestenfalls abgesichert durch aktuelle Spiegel-Lektüre und Böll-Lektüre aus vergangenen Tagen (»sollte es Ihnen […] einfallen, Zweifel am (unausgesprochenen) Dogma von der Unfehlbarkeit der CDU zu äußern, so wird Pfarrer U. auf eine nervöse Weise ungemütlich und unsubtil«, Brief an einen jungen Katholiken).
Mit der katholischen Soziallehre hat dieses »ausgerechnet« nicht zu tun. Mit der Trennung von Meinung und Berichterstattung – im DPA-Text funktioniert das noch gut – auch nicht. Wenn dann wenigstens die Meinung fundiert wäre!
(Inwiefern die Kirche selbst dafür verantwortlich ist, daß sie zu einem solchen »ausgerechnet« Anlaß gibt, wäre freilich auch zu überlegen. Franziskus wußte schon, warum er die Armut so hoch schätzte.)
Bloggen und Gender
Yesterday I gave a talk on »Blogging and Gender« during the »Expert’s meeting ›Media and Gender equality‹«, organized by the spanish Ministry of Equality. Here you can download my slides with notes (in English).
Gestern habe ich in Madrid beim »Expert’s meeting ›Media and Gender equality‹«, veranstaltet vom spanischen Gleichstellungsministerium im Rahmen der spanischen Ratspräsidentschaft, einen kurzen Vortrag zum Thema »Blogging and Gender« gehalten. Die Folien (auf englisch mit Anmerkungen) sind hier zu finden, der ausformulierte Vortrag folgt unten. (Für die vermutete Zielgruppe meines Blogs sollte nichts allzu neues dabei sein; die meisten düften die Diskussion in der deutschen Blogosphäre mitverfolgt haben.)
Das Netz integriert Öffentlichkeiten. Gegen Precht
Richard David Prechts vieldiskutierte Rede zur Fragmentierung der Öffentlichkeit wurde als Gegenargument zu meinem Artikel »Das Ende der digitalen Politik«, der auf Carta zweitveröffentlicht wurde, angeführt:
Die Analyse greift allerdings zu kurz. Denn der digitale Strukturwandel bringt auch eine extreme Fragementierung der Öffentlichkeit mit sich. Richard David Precht hat bei seiner Keynote zu den Münchner Medientagen von einem »individualisierten Kollektiv vereinzelter Masseneremiten« gesprochen. Und hier sehe ich das Grundproblem.
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Tyrannei der Masse 2.0?
Mit Twitter und anderen Social Networks zieht durch Quantität eine neue Qualität in die öffentliche Debatte ein. Das wirft ein interessantes Paradox auf: Ist diese massenhafte freie Rede eine Gefahr für die Redefreiheit? Führt die Möglichkeit massenhafter freier Rede zur Tyrannei der Massen?
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Klickstreckenjunkies und Papierzeitungsapologeten
Das Blog time for sheep(s) beklagt, daß die »Qualitätspresse« darin versagt, ausgewogen über die Bundestagswahl zu berichten:
+ Ich fordere, dass die Menschen in Deutschland umfassend über die Parteien, die antreten, informiert werden. Medien sind dazu unter anderem auch ein Mittel – denn nicht jede Partei hat die Mittel, jedem Haushalt in Deutschland Briefe zu schicken. Es treten 27 Parteien an, nicht nur SPD und CDU.
+ Ich fordere, dass Vorurteile gegenüber Parteien abgebaut und stattdessen objektiv über Inhalte informiert wird (das Wahlprogramm der Violetten sollte durchleuchtet werden – nicht ihr ‘lustiger’ Name).
Das Ironische an der Kritik: Während in der Blogosphäre harte inhaltliche Debatten (gerade über die Piratenpartei) führt, es Meinung, Kommentare, politikwissenschaftliche Analysen gibt, verhält sich der »Qualitätsjournalismus« so, wie er es den Bloggern immer vorwirft.
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Plasbergs Populismus
Muß man was dazu sagen? Das Kanzlerduell war, wie man es erwartet hat. Das einzig bemerkenswerte: Frank Plasberg, Chef-Populist des öffentlich-rechtlichen Unterschichtsfernsehen (und in geringerem Maß seine Kollegen).
So unerträglich Plasberg als Person ist: Was er tut, hat System. Was er tut, zeigt viel davon, was in der Politik schiefläuft.
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